27.8.–12.9.2021
Ludwig-Engel-Weg 1, Neue Künstlerkolonie Rosenhöhe
Die Zeichnungen „Lockdown Tagesschau“ sind eine Werkreihe, die Johanna Krimmel zwischen dem 24. März und dem 8. November 2020 in drei A5-Skizzenbücher mit schwarzer Tusche, farbigen Acrylmarkern und Aquarell gesetzt hat. Auf etwa 60 Doppelseiten hat sie politische und gesellschaftliche Ereignisse einer Zeitspanne festgehalten, in welcher ihr Vater sich aus dem Alltagsleben zu lösen begann – und in der die Pandemie das Leben weltweit in nie gekannter Weise einschränkte und aus den Angeln hob. „Lockdown Tagesschau“ wirft einen Blick auf das private Innere und fängt durch den Fernseher als Guckloch die Welt außerhalb ein.
Der gezeichnete Zyklus erschüttert in seiner menschlichen Aussage und eröffnet zugleich verschiedene Betrachtungsweisen.
Es war ein mutiger Akt der Zeichnerin, sich dem Leidensweg des geliebten Vaters zu stellen. Wochen, Monate lang hat sie ihn tagtäglich bis zu seinem letzten Atemzug gezeichnet. Die Kenntnis dieser Erfahrung ist von fundamentaler Bedeutung. Denn sie lehrt, Sterben und Tod als ein natürliches, jedoch unausweichliches Geschehen zu begreifen. So wurde die Spannung zwischen emotionalem Erleben und schöpferischem Objektivieren zum Weg, das Abscheiden des Vaters aus der Welt zu ertragen.
Die Zeichnungen hat die Szenografin Johanna Krimmel in eine mediale Raum-Installation übertragen. Hier ist zu jeder Nachrichten-Zeichnung in einem überdimensionalen, transparenten Skizzenbuch der entsprechende Originalton der abgebildeten Nachrichten gestellt.
Der Betrachter, nun selbst im Fernsehsessel sitzend, wird Teil der Sequenz, die das Jahr 2020 in seinen verschiedenen Stationen treffend markiert.
Mit dem LEW1 auf der Neuen Künstlerkolonie Rosenhöhe Darmstadt wurde ein Ausstellungsort mit zur Arbeit passenden Bezugsebenen gefunden – zum einen versteht sich „Kultur einer Digitalstadt“ als Labor für neue medien-künstlerische Formate und Fragestellungen und bietet mit dem LEW1 formal und inhaltlich den perfekten Raum für „Lockdown Tagesschau“. Zum anderen ist der Ort stark mit dem portraitierten Bernd Krimmel verbunden, der als ehemaliger Kulturreferent der Stadt Darmstadt und Gründungs-Direktor des Institut Mathildenhöhe enge Beziehungen zu den Bewohnern der Neuen Künstlerkolonie Rosenhöhe pflegte.
Die Installation wird von der Hessischen Kulturstiftung gefördert im Rahmen des Kulturförderprogramms „Hessen kulturell neu eröffnen“ und ist zu sehen vom 27.8. – 12.9.2021
Atelierhaus LEW 1
Ludwig-Engel-Weg 1
Neue Künstlerkolonie Rosenhöhe
64287 Darmstadt
Vernissage: Freitag, 27.8.21 um 19.00 Uhr
Einführung: Ursula Dann, Kunsthistorikerin
Öffnungszeiten: Fr – So 19.00 – 21:30 Uhr und nach Vereinbarung.
Kontakt: Johanna Krimmel hello@studiokrimmel.com
Es erscheint ein begleitender Katalog zur Ausstellung.