»Kultur einer Digitalstadt« hat 2022 erstmalig drei Artist-in-Science-Residencies für Künstler:innen aller Disziplinen ausgeschrieben. Der Atelieraufenthalt auf der Rosenhöhe in Darmstadt ist an die Zusammenarbeit mit jeweils einem renommierten Darmstädter Forschungsinstitut geknüpft.
158 Künstler:innen aller Disziplinen aus 59 Ländern haben sich beworben. Dieses weltweite Interesse zeigt das große Potential dieser Initiative, mit mehreren Spitzenforschungsinstituten eine gemeinschaftliche Artist-in-Science-Residence durchzuführen.
Ein wichtiges Anliegen der AiSR ist es, über eine Begegnung der umfassenden wissenschaftlichen und technischen Potentiale innerhalb der Stadt mit der ebenso umfassenden und relevanten Kultur- und Kunsttradition Synergien zu ermöglichen und diese sichtbar zu machen.
Eine unabhängige Jury hat drei Künstler:innen ausgewählt, die im Laufe diesen Jahres ein künstlerisches Vorhaben in enger Zusammenarbeit mit je einem der renommierten Darmstädter Forschungseinrichtungen – European Space Agency (ESA) / European Space Operations Centre (ESOC), das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) – realisieren werden. Während ihres sechswöchigen Stipendiums werden die Künstler:innen im Atelierhaus LEW1 an der Rosenhöhe wohnen und arbeiten.
Die AiSR-Stipendien 2022 erhalten:
Álvaro Rodriguez Badel (Kolumbien) in Kooperation mit hessian.AI
Luca Spano (Italien) in Kooperation mit GSI
Swaantje Güntzel (Deutschland) in Kooperation mit ESOC/ESA
Weitere Information zu den einzelnen Residencies:

Foto: Sergio Duran


Foto: Tobias Hübel, VG Bild-Kunst
»Die Jury war beeindruckt über die Anzahl an qualitätsvollen und künstlerisch wie konzeptionell hochinteressanten Einreichungen für dieses innovative Artist-in-Residence-Format. Alle drei ausgewählten Künstler:innen zeichnen sich durch eine langjährige Praxis im interdisziplinären Bereich und eine hohe Professionalität aus. Neben ihrer ästhetischen Kraft zeichnen sich die Exposés der drei von der Jury ausgewählten Künstler:innen auch durch elaborierte Stellungnahmen zum kritischen Zustand des Anthropozäns aus.«, Künstlerische Jury Artist-in-Science-Residence 2022
Die künstlerische Jury
Barbara Struif
Daniela Ginten
Ingrid Pfeiffer
Monique Behr
»Darmstadt ist nicht nur Wissenschaftsstadt, sondern kann auch auf eine mehr als 175-jährige Geschichte der Kunstproduktion und -förderung zurückblicken. Was liegt näher, als diese beiden wichtigen Traditionen zu einem größeren Ganzen zu verknüpfen?Der Verein Kultur einer Digitalstadt und drei Wissenschaftsinstitute Darmstadts führen im „Artist-in-Science-Residence“ Programm erstmals Kunst und Wissenschaften auf eine deutschlandweit einzigartige Weise zueinander. Aus dem forschungsdatengetriebenen Zugang zu Kunst und ihrer Genese entsteht eine Symbiose forschenden sowie künstlerischen Schaffens. Wir erhoffen uns spannende und überraschende Einblicke in unsere Forschung – aus der für die Forschung eher ungewöhnlichen künstlerischen Perspektive – sowie einen lebendigen und offenen Diskurs.«, ESOC/ESA, GSI, hessian.AI
Vertreter:innen der Institute
Elena Stahl, hessian.Ai
Wolfgang Stille, hessian.Ai
Kathrin Göbel, GSI
Daniel Mesples, ESOC
»In seiner Förderpraxis setzt sich der Kulturfonds Frankfurt RheinMain nicht nur für eine Vernetzung der Institutionen untereinander ein, sondern auch für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen aus verschiedenen Sparten. Vor allem die Kooperation von Kunst und Wissenschaft kann überraschende Einsichten bieten und beide Disziplinen bereichern. Als Sitz gleich mehrerer Forschungsinstitute ist die Stadt Darmstadt prädestiniert für einen fruchtbaren Austausch von Wissenschaft und Kunst. Im Artist-in-Science-Programm wird dies nun – der Pandemie zum Trotz – realisiert. Der Kulturfonds wünscht den ausgewählten Künstler/innen einen inspirierenden Aufenthalt in Darmstadt – auf die Ergebnisse darf man gespannt sein!«, Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Stipendiat:innen und kooperierende Institute:
hessian.AI – Álvaro Rodriguez Badel
Zeitraum: 1. Juni bis 18. Juli 2022
»Álvaro Rodriguez Badel (Kolumbien) hat die Jury durch seine strukturierte Vorgehensweise überzeugt, mit der er mittels Film, Virtual Reality und Augmented Reality die Wunder des Amazonas wahrnimmt und in Szene setzt. Die Ignoranz des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro steht bei diesem Projekt im Raum, mit der dieser wirtschaftlichen Interessen den Vorzug vor dem Schutz des wichtigen Biodiversitätsreservoir gibt und so das Amazonas Gebiet immer weiter dezimiert wird. Unter Nutzung ausgeklügelter spezifischer Möglichkeiten der AI wird der Künstler weiter an der Verbildlichung unterschiedlicher Aspekte des Amazonasgebiet arbeiten, der die Erinnerung an Dioramen anhaftet.«, Künstlerische Jury Artist-in-Science-Residence 2022



»Wir sind überwältigt von der Menge der eingereichten Exposés mit KI-Bezug von Künstler:innen aus der ganzen Welt, die sich nicht nur durch Kreativität und geniale Einfälle auszeichnen, sondern darüber hinaus gesamtgesellschaftlich relevante Themen der Gegenwart adressieren. Mit Álvaro Rodríguez Badel laden wir einen kolumbianischen Künstler nach Darmstadt ein, der in Zusammenarbeit mit den Forschenden von hessian.AI den Amazonaswald und seine Bedrohungen in das Zentrum seines Schaffens rückt. Mit Hilfe vom Künstler im Feld erhobener multimodaler Daten denkt er unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz das Verhältnis von Technik, Mensch und Natur neu und befördert dieses in den transdisziplinären öffentlichen Diskurs.«, Dr. Wolfgang Stille, CTO von hessian.AI
»New technologies are affecting our daily lives, they are modifying our way of thinking and understanding of the world. In that sense, I’m convinced that by working together to create relationships between art, nature, science, and technology, a new space for thought and understanding will arise, a place to reflect on our conceived idea of life and the way we relate to the environment and with each other.«, Álvaro Rodriguez Badel
Instagram Alvaro Rodriguez Badel
GSI – Luca Spano
Zeitraum: 24. Juli bis 4. September 2022
»Luca Spano (Italien) hingegen thematisiert die Grenzen des Sehvermögens. Mit Hilfe der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Möglichkeiten der GSI möchte er inszenierte Bilder und Skulpturen von Materie und Antimaterie schaffen. Hier hat die Jury auch überzeugt, wie der Künstler spielerisch und durchdacht mit der menschlichen Angewohnheit umgeht, nur das zu glauben, was er sieht und ihn auch erst dann dazu bringt, zu handeln.«, Künstlerische Jury Artist-in-Science-Residence 2022



Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung betreibt eine einzigartige Beschleunigeranlage für schwere Ionen. Zur Zeit entsteht am Standort das neue internationale Beschleunigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research), eines der größten Forschungsvorhaben weltweit. FAIR wird Wissenschaftler:innen die Möglichkeit geben, neue Erkenntnisse über die Struktur der Materie und die Entwicklung des Universums vom Urknall bis zur Gegenwart zu gewinnen.
»Welche Entdeckungen wird FAIR bringen und wie werden die Ergebnisse unser Wissen über das Universum verändern? Wir sind gespannt auf den künstlerischen Dialog zwischen Luca Spano, unseren Wissenschaftler:innen und der Öffentlichkeit über das, was wir mit bloßen Auge nicht sehen können: die Bausteine von Materie und Antimaterie und ihre Wechselwirkungen.«, Paolo Giubellino, Wissenschaftlicher Geschäftsführer von GSI und FAIR
»I’m fascinated in what cannot be seen, realities that can only be pictured through speculative Imagination. Science is a constant attempt to capture forms of the unknown, my interest is to give transitory shapes to these possibilities, recalling the predictive practices of sci-fi narratives in between data and fiction. My focus is not just on the labs, the scientific work, the data, but also the human side, the biographies behind the research. I expect to find stories of discoveries and hope, journeys driven by endless questions, suspended images of the future.«, Luca Spano
ESOC / ESA – Swaantje Güntzel
Zeitraum: 11. September bis 31. Oktober 2022
»Die Jury sprach sich für das Exposé von Swaantje Güntzel (Deutschland) aus, die sich seit Jahren mit den Hinterlassenschaften, die der Homo sapiens auf diesem Planeten hinterlässt, beschäftigt. Sie arbeitet interdisziplinär und versteht es starke Bilder für dieses drängende Problem zu generieren. Mit der ESA wird sie weiter am 2020 begonnenen Projekt „Objekte im All“ arbeiten. Bei diesem Projekt wird sie ihre Recherchen zum Müll im All weiter verbildlichen, und auch der Nachfrage nachgehen, welche nachhaltige Lösungen es zur Vermeidung dieses Problems geben könnte.«, Künstlerische Jury Artist-in-Science-Residence 2022

Foto: Henriette Pogoda © VG Bild-Kunst

Foto: HC Gabelgaard © VG Bild-Kunst
Rechts: Swaantje Güntzel, 2015 BLOWBACK II Performance, Foto: HC Gabelgaard © VG Bild-Kunst
»In Zusammenarbeit mit dem Kultur einer Digitalstadt e.V. freuen wir uns im ESOC, eine Quelle der Inspiration für Künstler:innen zu sein und am Artist-in-Residence-Programm teilzunehmen. Wir freuen uns insbesondere auf die künstlerische Interpretation von Fr. Swaantje Güntzel zum Thema Weltraummüll, welches ein zentraler Bereich unseres Programmes für Weltraumsicherheit ist. Das Programm entwickelt unter anderem Strategien für zukünftige Missionen, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen die Nutzung des Weltraums nachhaltiger zu gestalten.«, Dr. Rolf Densing, Direktor für Missionsbetrieb und Leiter des europäischen Raumfahrtkontrollzentrums ESOC / ESA in Darmstadt
»Ich freue mich sehr, für das Residenzprogramm des Vereins „Kultur einer Digitalstadt e.V“. in Darmstadt ausgewählt worden zu sein und die Chance zu bekommen, als Artist-in-Science im Austausch mit den Wissenschaftler:innen des ESOC zu arbeiten. Während meines Residenzaufenthaltes möchte ich aufbauend auf meiner bisherigen künstlerischen Forschung das Thema »Weltraumschrott« konzeptuell übersetzen und mit den Mitteln der Kunst untersuchen, welche Herausforderungen und Möglichkeiten eines nachhaltigen Einsatzes von Objekten im All es gibt.«, Swaantje Güntzel
Das Artist-in-Science-Residence-Programm

Ein wichtiges Anliegen der AiSR ist es, über eine Begegnung der umfassenden wissenschaftlichen und technischen Potentiale innerhalb der Stadt mit der ebenso umfassenden und relevanten Kultur- und Kunsttradition Synergien zu ermöglichen und diese sichtbar zu machen.
Die AiSR richtet sich an Künstler:innen aller Disziplinen. Der sechswöchige Atelieraufenthalt auf der Rosenhöhe in Darmstadt ist an an die Zusammenarbeit mit renommierten Darmstädter Forschungseinrichtungen – European Space Agency (ESA) / European Space Operations Centre (ESOC), das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) – geknüpft.
Den Stipendiat:innen steht ein eigenes Studio auf der Rosenhöhe sowie – je nach Möglichkeit des kooperierenden Institutes – ein Arbeitsplatz in den Forschungseinrichtungen zur Verfügung.
Ziele des Programms sind: Den Künstler:innen Zugang zu den Institutionen zu ermöglichen, den nachhaltigen Austausch zwischen Wissenschaft und Kunst zu fördern, die eigenständige künstlerische Forschung weiterzuentwickeln sowie die Präsentation und Publikation der während der AiSR durchgeführten Projekte.
Unsere Kooperationspartner

European Space Operations Centre (ESOC)
Das ESOC ist das Kontrollzentrum der ESA – „Europas Tor zum Weltraum“. Es ist für den Betrieb sämtlicher ESA-Satelliten und für das dazu notwendige weltweite Netzwerk der ESA-Bodenstationen verantwortlich. Auch
das ESA Programm für Weltraumsicherheit hat seinen Sitz in Darmstadt. Dieses konzentriert sich auf die Entdeckung, Vorhersage und Beobachtung möglicher Risiken durch Objekte oder Naturphänomene im Weltraum, die für das Leben auf der Erde oder die Infrastruktur im All gefährlich werden könnten. Seit 1967 hat das ESOC über 100 Satelliten erfolgreich betrieben. Sie liefern eine Fülle wissenschaftlicher Daten zu verschiedensten Themen – vom Ursprung des Universums bis hin zum weltweit brisanten Klimawandel. Wir bieten die Chance diese universellen Daten zu einem lokalen Erlebnis zu machen.

GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
Die GSI ist ein Institut, das eine einzigartige Beschleunigeranlage für schwere Ionen betreibt, darunter den neuen Beschleuniger FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research), eines der größten Forschungsprojekte weltweit. FAIR wird Wissenschaftler:innen weltweit die Möglichkeit geben, neue Erkenntnisse über die Struktur
der Materie und die Entwicklung des Universums vom Urknall bis zur Gegenwart zu gewinnen. Mit der Artist-in- Science-Residence etabliert GSI/FAIR einen interdisziplinären Dialog zwischen Künstler:innen und Physiker:innen, der die Möglichkeit bietet, künstlerischen Fragestellungen nachzugehen und diese im wissenschaftlichen Kontext zu reflektieren. Wie beeinflusst z.B. die Kunst das Verständnis von Materie und Antimaterie?

Hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI)
Die Erforschung neuartiger KI-Systeme, die ausgereifte Denk- und Kommunikationsfähigkeiten haben und die der sog. Dritten Welle der KI zugerechnet werden können, ist der wissenschaftliche Leitgedanke von hessian.AI, dem neu gegründeten Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz als einzigartigem hochschul- und hochschultypübergreifendem Verbund von 13 hessischen Hochschulen.Das Zentrum baut auf den bestehenden KI-Kompetenzen von 22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 13 hessischen Hochschulen auf und wird ergänzt durch 20 neue KI-Professuren. Um Spitzenforschung zu ermöglichen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine leistungsstarke Hardware/Software-Infrastruktur zurückgreifen.
Kooperationspartner




Förderer




Bildrechte
Abb. Titel : Laserscan © Lukas Einsele
Abb. : Laserscan der Rosenhöhe © Lukas Einsele
Abb. ESOC: Rechte liegen bei dem Institut
Abb. GSI : © T. Ernsting/HA Hessen Agentur
Abb. hessian.AI © Katrin Binner