Eine Ausstellung von Valerie Wolf Gang
23. Oktober bis 01. November 2020
Atelierhaus LEW1, Neue Künstlerkolonie Rosenhöhe
Vernissage
23. Oktober 2020
Projektskizzen zu »Vanishing Act: Body, Space, Identity«, 2020
Inspiration für ihre Arbeit »VANISHING Act: Body, Space, Identity« fand die Künstlerin Valerie Wolf Gang in verschiedenen Studien über die psychologischen Erfahrungen von Astronauten im Weltraum als Reaktion auf den Blick auf die Erde als Ganzes. Während der Ära der berühmten Apollo-Missionen der NASA reisten über ein Dutzend Astronauten zum Mond. Viele von ihnen sprachen von einer radikal transformierenden Erfahrung, die zustande kam, wenn man die Erde zum ersten Mal aus einer neuen Perspektive sehen konnte. Plötzlich erschien sie so zerbrechlich, als nicht viel mehr als eine kleine blaue Kugel, die von der unendlichen Weite des Weltraums umgeben war. Die Künstlerin Valerie Wolf Gang studierte diese Erfahrungen und verglich sie mit einem ihr eigenes Leben stark verändernden Ereignis: Innerhalb des letzten Jahres transformierte sich ihr Körper vollständig, da sie mehr als 50 kg verlor. Plötzlich erkannte sie ihren eigenen Körper nicht mehr wieder und musste aufs Neue lernen, ihn zu benutzen, eine neue (visuelle) Identität zu konstruieren.
Wolf Gang vergleicht diese Erfahrung mit einem vollständigen Verschwinden ihrer selbst, einem Gefühl von Fremdheit gegenüber ihrem eigenen Körper, die auch den physischen Zustand des Geistes beeinflusst. Fremd in ihrem eigenen Körper zu sein, den Umgang mit der neuen visuellen Identität und einem andersartigen Raumgefühl neu zu erlernen hatte auch direkten Einfluss auf die Wahrnehmung, die Psyche und das Körpergefühl der Künstlerin. In ähnlicher Weise sprach der Astronaut Edgar Mitchell im Rahmen der Apollo 14 Mission von einem zutiefst mystischen Moment, der zustande kam, als er seinen Heimatplaneten vom Raumschiff aus betrachtete. Er bezeichnete diesen Moment als »savikalpa samadhi« – ein indischer Begriff, der den Moment beschreibt, in dem das eigene Ego sich vollständig auslöst und mit dem unendlichen Universum verschmilzt.
In diesem Zustand sind die Konzepte von Zeit und Raum völlig unterschiedlich. Für eine Minute, eine Stunde oder länger befindet sich eine Person, die diesen Status erreicht, in einer anderen Welt. Wolf Gang untersucht dieses Phänomen durch die Perspektive von Astronauten und vor dem Hintergrund ihrer ganz persönlichen Erfahrung, die sie in eine vergleichbare Situation versetzte. Ein »vanishing act«, ein Akt des Verschwindens, durch den die Künstlerin die Sphären Körper, Raum und Identität erforscht.
Projektskizzen zu »Vanishing Act: Body, Space, Identity«, 2020