Mit den »Nah*einander_Statements« werden die künstlerischen Stellungnahmen vieler Darmstädter Künstler:innen aus verschiedenen Disziplinen in einem gemeinsamen Kontext präsentiert, um ihnen so eine größere Sichtbarkeit an neuen Orten zu geben und interdisziplinäre Synergien zu schaffen.
Hierfür werden die aktuell möglichen analogen und digitalen Kanäle genutzt: Das Ateliergebäude LEW1 und die umgebenden öffentlichen Räume ebenso wie die digitalen Kanäle von KeD (YouTube, Facebook, Twitter und Instagram) werden zum Ausstellungsort für Beiträge aus Kunst, Theater, Musik und Literatur. Lesungen, Kurzfilme, Performances sowie Konzerte kategorisieren jene Formate, die sich aktuell in der konkreten Umsetzungsphase der interviewten Kunstschaffenden der »Nah*einander–Statements« befinden.
Die »Nah*einander_Statements« werden gefördert von der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Merck’schen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft.
Hintergründe und alle Infos zu »Nah*einander« finden Sie immer zuerst auf unseren Social-Media-Kanälen:
Nah*einander_Statements in der Übersicht
24.06.2021
»3 Gedichte 2021« von Finn Holitzka
»3 Gedichte 2021« gibt einen Einblick in die laufende literarische Arbeit von Finn Holitzka. Während seine Arbeit vor den Corona-Lockdowns vor allem auf Spoken Word fokussiert war, konzentriert er sich aktuell auf Gedichte zum Lesen und deren verschiedenartigen Präsentationsformen.
In »3 Gedichte 2021« sind Texte aus dem Frühjahr des Jahres exzerpiert, vom Autor selbst eingelesen und grafisch aufbereitet. Es geht um die poetische Betrachtung digitaler und technologischer Phänomene, die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, um eine poetologische Reflexion anhand des Ketchups und Ferdinand Graf von Zeppelin, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie der Künstler.
Finn Holitzka (*1995) ist Lyriker, Moderator und Kulturjournalist. In Darmstadt gestaltet er seit mehr als fünf Jahren Spoken-Word-Veranstaltungen an verschiedenen Schauplätzen.
10.06.2021
»Standbild« von Christoph Grundmann
»Standbilder« zeigt mehrere normalerweise belebte, aber aufgrund der Corona Pandemie für lange Zeit verlassene Orte in Darmstadt. Dabei blenden in der Videoarbeit die verschiedenen »Standbilder« Grundmanns – jeweils hinterlegt von Geräuschen des abgebildeten Ortes – nach einer gewissen Standzeit in »Videoporträts« derselben Orte über. Diese wurden vom selben Standpunkt aufgenommen, von dem aus Grundmann sie gezeichnet hat und ähneln damit ihrem jeweiligen »Standbild«-Partner.
Die Videoaufnahme erlaubt einen Blick hinter das »Standbild« und zeigt, was Grundmann zu seiner Arbeit inspiriert hat, was ihn motivierte innezuhalten und die Szene nach seiner Vorstellung festzuhalten.
»Es sind Momentaufnahmen, die den plötzlichen Stillstand des gesellschaftlichen Lebens zeigen, den Moment des überraschenden unfreiwilligen Innehaltens. Menschen fehlen, oder sind nur eine Ahnung außerhalb des Blickfeldes, haben die Szene fluchtartig verlassen oder verstecken sich. Sie haben das Spielgerät fallen, das Bierglas stehen gelassen oder den Weg vor leere Ausstellungswände erst gar nicht genommen. Die Stadt ist leer, Stille steht über ihr wie schwüle Luft.«
Nach dem Studium in Darmstadt war der Diplom Designer Christoph Grundmann als freier Mitarbeiter in Werbeagenturen und Grafikbüros tätig. 1997 gründete er studio cg (früher cg kommunikationsdesign) in Darmstadt mit Schwerpunkt Grafikdesign für Tourismus, Verwaltung, Architektur und Kultur und arbeitet an eigenen Serien wie den „Darmstadt-Ansichten“ (2011). Er ist Mitglied der Illustratoren Darmstadt e.V., hatte zahlreiche Ausstellungen als Illustrator, Lehraufträge und Workshopleitungen.
20.05.2021
»Reise« von Daniela Ginten
Für ihr Nah*einander_Statement »Reise« hat Daniela Ginten ihre Malerei in den medialen Raum des Videos überführt, oder besser gesagt, weitergeführt. Mit Hilfe von Kamerafahrten und Überblendungen setzt sie das Flüchtige, das Unklare und Ambivalente, den Weg des scheinbar Gegenständlichen in die Abstraktion fort. Die ineinander fließenden Landschaften gleichen einer Reise durch die Malerei.
Daniela Ginten ist Künstlerin und Kulturmanagerin. Beide Tätigkeitsfelder sind ihr gleich wichtig und ergänzen und befruchten sich gegenseitig. Sie studierte freie Malerei an der HdK Berlin, anschließend folgte ein Aufbaustudium Kulturmanagement. Sie organisierte und kuratierte im Institut für Kulturaustausch Tübingen europaweite Ausstellungstourneen und arbeitete im Anschluss als freiberufliche Kuratorin und Kulturmanagerin für diverse Ausstellungshäuser.
Seit 2009 ist sie Geschäftsführerin der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, wo sie u.a. 2020 das Festival PAD »Performing Arts & Digitalität« in Darmstadt initiierte und kuratierte. Die eigene künstlerische Arbeit hat sie 2010 wieder aufgenommen.
13.05.2021
»FORMATS« von Anne Himmelmann
Erst kaum zu sehen, um dann mit der zunehmenden Dunkelheit der Abendstunden immer deutlicher zu werden, wird den neugierigen Passanten auf der Rosenhöhe im Atelier LEW1, dem Atelierhaus von Kultur einer Digitalstadt, ein audiovisuelles Schauspiel geboten, das die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen lässt.
In loser Anlehnung an die Formensprache der Jugendstilkünstler der Mathildenhöhe entwickelte die Sound- und Videokünstlerin Anne Marie Himmelmann hier die Installation »FORMATS«: Drei starre, weiße Säulen werden scheinbar zum Leben erweckt. Dafür werden maßgeschneiderte 3D-Videos auf die Objekte projiziert. Obgleich die Säulen unbewegt stehen bleiben, beginnen sie sich im Laufe der Darstellung augenscheinlich zu drehen und winden, bewegen sich im Raum und brechen sogar den Boden unter ihnen auf. Für den Betrachter zerfließen die Grenzen zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Wirklichkeit.
Anne Marie Himmelmann ist Ton- und Medienkünstlerin. Sie studierte an der Hochschule Darmstadt (BA Sound and Music Production, 2021 MA Expanded Media). Sie hat als Technikerin, aber auch als Künstlerin Projekte in Kooperation mit dem Staatstheater Darmstadt und anderen Bühnen entwickelt. Neben ihren Arbeiten im Theaterumfeld schafft sie als Solokünstlerin Medieninstallationen mit den Elementen Video, Licht und Ton. In ihren Arbeiten behandelt sie häufig den Kontrast zwischen schnelllebiger, technisch-digitaler Welt und der Rückkehr zur Natur.
06.05.2021
»Kreativität unter Beobachtung« von elabö
Anhand der Fragen, welche Bedeutung künstlerische Arbeit in unserer Gesellschaft erfährt, geben die beiden Artist:innen Anne Holdik und Mitja Averhoff Einblicke in ihre aktuelle Kreationsarbeit an dem neuen Stück »57 durch 2« (Arbeitstitel), indem sich die beiden mit ziemlich vielen Jutesäcken spielerisch, akrobatisch und rhythmisch annähern.
Der Kreationsort als Lagerhalle, die Lagerhalle als Kreationsort. Aus der Perspektive von Überwachungskameras möchte elabö ein zunehmendes Kontroll- und Bewertungssystem am Arbeitsplatz thematisieren, das zwischen produktiver, effektiver und fehlerhafter Arbeit unterscheidet. Für Künstler:innen sind vermeintlich unsinnige Prozesse und der Raum zum Scheitern wesentlich, um im kreativen Schaffen Neues zu erfahren. Durch diese Form der Darstellung soll der Blick auf spontane Improvisationen, chaotische Recherche und einstudierte Sequenzen gelenkt werden, aber bestimmt noch keine perfekten Abläufe zeigen.
Die Darmstädter Künstler:innengruppe elabö besteht aus den beiden Artist:innen Anne Holdik und Mitja Averhoff. Mit ihrem aktuell tourenden Zirkustheater-Stück sie sind seit 2016 über 300mal in acht Ländern auf Zirkus- und Straßentheaterfestivals und Varietés aufgetreten. Im letzten Sommer wirkten sie beim Straßentheater Bringdienst »Just for Fun Express« mit, tourten Corona konform durch die vielen öffentlichen Kulturräume Darmstadts und trugen damit zu den ersten kulturellen Aktivitäten nach dem Corona Lockdown Frühjahr 2020 bei.
24.03.2021
»LOCAL MUSIC:LEW1« von Arne Gieshoff
03.03.2021
»Stop Bodyshaming I, II & III« von Alex Dreppec
Bei der Science/Lyrik-Trilogie zum Thema Bodyshaming, umgesetzt von der freien Künstler:innen Gruppe »Blaues Tuch« ist der Name Programm: ein blaues Betttuch diente als improvisierter Bluescreen, Katharina Margraf und Alex Dreppec wurden davor gefilmt, um anschließend durch dahinter gesetzte Hintergründe auf Reisen zu gehen und Begegnungen zu machen, die Corona derzeit erschwert.
Die Trilogie »Stop Bodyshaming« ist wie mehrere Projekte der Gruppe an der Nahtstelle zwischen Sozialwissenschaften und Lyrik und wenn man so will an der Schwelle zwischen Poetry Slam und Science Slam platziert. Zudem erschien ihre Umsetzung als Möglichkeit, aus der Not der Zahnlücke, die Alex Dreppec derzeit ziert, eine Tugend zu machen. Ein verblüffend großer Teil der Bevölkerung macht sich selbst und anderen das Dasein zur Hölle wegen Schönheitsidealen, die ein kleiner Teil sehr vorübergehend und der überwiegende Teil nie erreichen kann. Nur wenige sind ganz frei von diesem Unglück. Wir machen uns keine Illusionen, dass es uns gelingen kann, mit wenigen Worten dagegen substanziell vorzugehen. Aber jeder Versuch ist die Mühe allemal wert.
Das »Nah*einander_Interview« mit Alex Dreppec, das im LEW1 aufgenommen wurde, ist in der »Nah*einander«-YouTube-Playlist dokumentiert.
19.02.2021
»Ausnahmezustand« von Paulina Stulin
»Ausnahmezustand« ist eine eingesprochene Kurzgeschichte von Paulina Stulin. Sie handelt davon, wie die Autorin während des ersten Lockdowns im März 2020 alleine in den Wald gegangen ist und zum ersten Mal LSD genommen hat. Die Zuhörer:innen begleiten die Protagonistin auf der Reise durch diese persönliche und weltgeschichtliche Extremerfahrung und erhalten intime Einblicke in ihre Empfindungen, Ängste und Wünsche.
Paulinas Bericht wechselt zwischen dem assoziativem Bewusstseinsstrom der während des Trips verfassten Notizen und kritischer Reflexion, die neben Selbstzweifeln auch gesellschaftliche Fragen zum Thema hat. Mal albern, mal tief betrübt, wunderschön und schrecklich zugleich – »Ausnahmezustand« erzählt von Urmenschlichem an einem Frühlingstag zu Anfang einer neuen Zeit.
Das »Nah*einander_Interview« mit Paulina Stulin, das im Winter 2020 im LEW1 aufgenommen wurde, ist in der »Nah*einander«-YouTube-Playlist dokumentiert.
05.02.2021
»RESET« von Terra Peace & LouisLtd
Terra Peace war der 13. Gesprächspartner im Rahmen unserer Gesprächsreihe »Nah*einander“-Interviews«. Darin erzählte er uns unter anderem über seine Idee eines Künstler:innenkollektivs, das Nachwuchskünstler:innen aus der Bildenden Kunst und Musik zusammenbringt und unterstützt. Dieses Thema beschäftigt ihn auch in seinem Song »RESET«.
Terra Peace beschreibt es selber so: »Im Leben ankommen. Was ist das überhaupt? Kann man endgültig ankommen? Ein Gesprächsthema, welches in einer kleinen Runde mit engen Freunden aufgekommen ist. Menschen haben verschiedene Ziele, welche sie sich setzen. Manche träumen vom großen Geld, andere von dem Eigenheim und einer Familie. Viele gehen von einer nicht endenden Glückseligkeit aus, wenn sie ihr persönliches Ziel erreicht haben. Doch was kommt danach? Ist man zu diesem Zeitpunkt wirklich “angekommen“ und kann sich nun zur Ruhe setzen?
Der Song »RESET« ist eine musikalische Diskussion darüber, ob das Konzept des Ankommens wirklich so zielführend ist, wie es für viele scheint. Unterlegt wird die Diskussion auf einem atmosphärischen Beat von Louis Mittelstädt (LouisLtd). In Kooperation mit »Kultur einer Digitalstadt Darmstadt« haben wir dazu ein Musikvideo kreiert, welches von Louis Blind (siehtnichts) produziert wurde.“
Das »Nah*einander_Interview« mit Terra Peace, das im Herbst 2020 im LEW1 aufgenommen wurde, ist in der »Nah*einander«-YouTube-Playlist dokumentiert.
»RESET« ist intergrativer Teil des »Nah*einander_Statements« des Osthang Kollektivs, zu sehen am Atelierhaus LEW1 vom 29. Januar bis 14. Februar 2021.
29.01.2021
»Kulturteilchen« des Osthang-Kollektivs

Was fehlt uns in diesen Zeiten am meisten?
Wo waren wir in unserer Freizeit? Wovon haben wir uns lenken lassen?
Wo haben wir uns und unsere alltäglichen Sorgen für kurze Zeit vergessen können?
Wie wird sich die Gesellschaft durch die physische Isolation verändern?
Führt Selbstisolation automatisch zur Selbstreflexion?
Anziehend schöner Schein, eine glänzende Welt voller Musik, Menschen, Kontakte – sorgenfrei und magisch. Die »Discokugel« ist ein Sinnbild der Orte, an denen wir uns alle schon einmal verloren haben. Im Vorübergehen werfen uns die verschiedenen Flächen unser Spiegelbild in unendlicher Anzahl zurück. Lassen wir uns auf das Vexierspiel ein und bleiben stehen, haben wir die Chance, unser Abbild als essentielles Teilchen eines größeren Ganzen wahr zu nehmen – und so noch einmal auf ganz neue Weise zu begreifen, dass wir alle Teil der Kultur sind, die nur im Austausch miteinander möglich und lebendig wird.
Als Projektion auf den Fensterflächen des LEW1 zu sehen sind Clips und Aufnahmen früherer Veranstaltungen des Osthangs und ab 05. Februar 2021 ein neues Musikvideo des Darmstädter Rappers Terra Peace. Außerdem gibt es zwei »Kleine Freitage«, bei dem die DJs von »Oriental Tropical« (Donnerstag, 04. Februar 2021) sowie DJ Thomas Ens aus Darmstadt gemeinsam mit DJ David Penner (Donnerstag, 11. Februar 2021) aus dem Atelier heraus die Umgebung von 16 bis 20 Uhr musikalisch bespielen. Ein QR-Code führt die Besucher:innen direkt zu einer Homepage des Osthangs. Diese funktioniert wie eine Plattform, auf der Fragen des Kollektivs beantwortet und die Antworten anderer Nutzer:innen kommentiert werden können.
19.01.2021
»Sevon Onion Project« von Ute Ritschel
Ute Ritschel gestaltet, verändert und erklärt Essen auf künstlerische Weise. Seit 2005 entstehen während ihrer Eat Art Performances essbare Landschaften mit Lebensmitteln wie Pudding, Sesam oder Pilzen – Landschaftsmalerei mit Nahrungsmitteln. Angeregt durch biographische Anlässe beschäftigt sie sich mit speziellen Nahrungsmittel. Ihr New Yorker Lieblingskochbuch »The Silver Palate«, beinhaltet die »Six Onion Soup«, so kam die Idee mit vielen Zwiebelsorten zu experimentieren.
Eine geographische Anregung war das Knoblauchsland in der Region zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen mit Erinnerungen an intensiven Zwiebelgeruch, historische Gaststätten, flache Landschaften in einem der ältesten Gemüseanbaugebiete. Bei der Performance wurden 14 Sorten Zwiebeln, Perlzwiebeln, Frühlingszwiebeln, Schnittlauch und Knoblauch verwendet. Lauchstangen markieren am nördlichen Rand die fränkische Schweiz, Frühlingszwiebeln den Süden. Die Zwiebelfelder wurden während der Aktion zu Knoblauch- und Zwiebeltierchen mit Fühlern aus Schnittlauch. Knoblauchzehen als kleines Lächeln und ein bunter Regen aus Zwiebelschalen vervollständigen die Landschaft.
»Seven Onion Project« ist Teil der Projektreihe »Nah*einander_Statements«, mittels derer die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die Merck’sche Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in Zeiten der Krise Künstler:innen direkt unterstützt.
Das »Nah*einander_Interview« mit Ute, das wir im Sommer 2020 im LEW1 aufgenommen haben, ist in der »Nah*einander«-YouTube-Playlist dokumentiert.
12.01.2021
»Waxen. How much pain can we take before we become unmovable« Victor Schönrich
Wie viel Schmerz können wir – und wollen wir überhaupt – in unserem Alltag ertragen? Wie damit umgehen: warten, erstarren, abschotten, abwehren oder sich schützen? Fragen wie diese stellte sich Victor Schönrich bei seiner Performance »WAXEN – how much pain can we take before we become unmovable« (2021).
»WAXEN« lässt uns innehalten, während wir beobachten, wie Sekunde um Sekunde ein weiteres der zahllosen Teelichter von Victor Schönrich auf einem Wäscheständer angezündet wird. Fast sakral wirkt das Setting in der grün gefliesten Küche. Für einen Moment steigen der Künstler und wir als Beobachter:innen aus den umligenden Realitäten aus, geben uns ganz dem Jetzt, dem Gefühl von Raum und Zeit hin.
Doch je weiter die eigentlich zwei Stunden lange, »für die tägliche Praxis« geeignete Performance fortschreitet, je mehr Wachs auf Victor Schönrichs zusammengekauerten Körper unter dem Gestell tropft, desto mehr wird sie zur Metapher für all das, was wir jeden Tag erleben, was uns wachsen, aber auch schwächen, uns aktivieren, aber auch lähmen kann. Nicht alles, was wir erfahren, ist schön. Vieles hat das Potential, uns sowohl körperlich, als auch psychisch Schmerzen zuzufügen, uns – und sei es nur für eine kurze Zeitspanne – zu kontrollieren und unbeweglich zu machen.
Ob und wie wir damit umgehen, ob wir einfach liegen bleiben und uns den Ereignissen fügen, oder ob wir uns dagegen wehren und aus unserer wächsernen Ummantelung ausbrechen, liegt an uns. Und das können wir jeden Tag aufs Neue üben. Mit – und ohne – Wachs, Kerzen und Overall. Victor Schönrich ist Student der textilen Künste an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, Co-Gründer des »Sprungturmfestivals« und zugleich Leiter der freien Theatergruppe »Theaterquarantäne«.
Das »Nah*einander_Interview« mit Victor, das wir im September 2020 im LEW1 aufgenommen haben, ist in der »Nah*einander«-YouTube-Playlist dokumentiert. Die Performance ist während eines Gastaufenthaltes über die Künstler:innengenossenschaft Penhasco in Lissabon entstanden.
»WAXEN« ist Teil der Projektreihe »Nah*einander_Statements«, mittels derer die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die Merck’sche Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in Zeiten der Krise Künstler:innen direkt unterstützt.
Beteiligte an der Performance:
Performer: Victor Schönrich
Projektleitung Portugal: Beatriz Garrucho
Kamera: Maria Ventura & Pedro Antunes
Schnitt: Maria Ventura Ort: Penhasco – Associaçao Cultural, Lissabon
Originalzeit: 2 Stunden
18.12.2020
»Drei Gedichte« mit Aurora DeMeehl
Ein charmantes und poetisches »Nah*einander_Statement« von Aurora DeMeehl – Vintage Showgirl, Transvestitenimitatorin, Gründerin der »DeMeehl-Kleinkunst-Compagnie GbR«, Stadtführerin & Schweinedarstellerin am Darmstädter Kikeriki Theater.
»Hallo, mein Name ist Aurora DeMeehl – Darmstädter Schätzchen. Ich präsentiere drei Gedichte aus meiner Anfangszeit, die sind ungefähr 30 Jahre und älter, aber haben ihre kulturelle Brisanz nicht verloren.«
Dabei handelt es sich um folgende lyrische Kurzgedichte:
1 ) »Liebende Vokale« – Eine Geschichte von A und O
2 ) »Tragische Liebe« – »Eine Ballade mit leicht erotischem Einschlag – aber jugendfrei.« über Theobald im Wald und tiefe Gefühle
3 ) »Weihnachtsgedicht« – Über die heilige Familie, teils vorgetragen in herrlich hessischer Mundart
14.12.2020
»Neonlight Dinner« Konzert-Stream mit Junes OD
Der Song »Neonlight Dinner« des Darmstädter Musikers Junes OD – bürgerlicher Name Samba Gueye – ist im Jahr 2019 entstanden und wurde nun am 03. Dezember 2020 im LEW1 zum ersten Mal professionell aufgenommen. Es ist ein abstrakter Song in – für Singer-/ Songwriter recht ungewöhnlichem – 5/4-Takt. »Neonlight Dinner« handelt von unsichtbaren kleinen Wesen, die von Neonlicht angezogen werden und über einem Riesen schweben, der unter ihnen lebt. Nachts laben sich die Geschöpfe an seiner Angst und planen, von seinem Körper Besitz zu ergreifen.
Sound Design: Josko Joketovic
Kamera, Licht, Schnitt: Hans-Jürgen Schmitz
11.12.2020
»Local Music:LEW1« – Eine Soundinstallation von Arne Gieshoff

Über den Künstler
Arne Gieshoff ist freischaffender Komponist, er lebt und arbeitet in Darmstadt. Sein Schaffen reicht von Kammer- und Vokalmusik über Werke für Orchester und Elektronik bis hin zum Musiktheater. Gieshoff wirkte mit an Produktionen des Staatstheaters Darmstadt, zuletzt bei »Requiem für einen Jungen Dichter«, einem Lingual von Bernd Alois Zimmermann. Seit 2017 unterrichtet er an der Akademie für Tonkunst.
Zur Soundistallation »LOCAL MUSIC:LEW1«
Die in den Ludwig-Engel-Weg projizierten Klänge sind allein aus Feldaufnahmen vor dem LEW1und sich darauf bewegenden Audio-Filtern entwickelt worden. Sie legen sich wie ein Film über die Umgebungsgeräusche und sollen (in den leisesten Passagen) mit ihnen verschmelzen. Auf diese Weise entstehen Hörerlebnisse, die »im Vorbeigehen« als künstliche Klangschicht wahrgenommen werden, als leise Irritationen, als etwas, das in Momenten geisterhaft aus der Natur heraustritt.
Arne Gieshoff wurde von Carolin Müller-Dohle für die Produktion einer künstlerischen Arbeit für ein Nah*einander_Statement vorgeschlagen. Müller-Dohle war in der Spielzeit 2019/20 als Dramaturgin für Opern und Musiktheater amStaatstheater Darmstadt für verschiedene Produktionen verantwortlich. Sie war dreizehnte Interviewpartnerin in der Reihe der »Nah*einander_Interviews«.
10.12.2020
»Fenster zur Freiheit. Ein Blended Theater Experiment« von Nadja Soukup und Angelina Dalinger
Freiheit ist heute in Zeiten der Pandemie in aller Munde. Aber was bedeutet es frei zu sein? Wie frei sind wir eigentlich? Und wo verlaufen möglicherweise die Grenzen der Freiheit?
Schauspielerin Nadja Soukup und Videokünstlerin Angelina Dalinger beleuchteten in ihrem gemeinsamen Projekt »Fenster zur Freiheit. Ein Blended Theater Experiment« vom 06. bis 08. November 2020 abends im Atelierhaus LEW1 in Wort und Bild Facetten der Freiheit.
Nadja Soukup trug dabei live Wortcluster der Philosophen Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche, des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. sowie aus der Bibel und dem Grundgesetz vor. Die Lesung wurde von Angelina Dalinger mit einer Videoinstallation verbunden. Den Hintergrund hierfür bildete eine eigens dafür komponierte Soundcollage aus allen bei Lockdowns nicht möglichen Erfahrungsräumen, wie der umtriebigen Atmosphäre in einem Café oder dem dumpfen Lärm von Flugzeugen über uns am Himmel.
01.12.2020
»Handweite« von Schattentheaterspielerin Carola Kärcher
Über das Gesamtprojekt
»Das Teilen unserer Gedanken und Werke ist essentiell, denn Kulturarbeit zu leisten bedeutet auch immer, den Mut zu haben, verwegene Positionen an den bestmöglichen Orten mit anderen zu teilen. Nur so haben wir die Möglichkeit, uns und unsere Kultur gemeinsam weiter zu entwickeln.«
Kultur einer Digitalstadt e.V.
Nah*einander. Kunst und Digitalisierung in Zeiten der Krise.
Mit dem Projekt Nah*einander bieten wir den Kunst- und Kulturschaffenden einen Raum, in dem ihre spezifischen Fragen, Belange und Perspektiven verhandelt und veröffentlicht werden können. Nah*einander ist eine Plattform, innerhalb der die betroffenen Personen nicht mehr ’nur‘ als einzelne sichtbar sind, sondern als systemrelevante Gruppe wahrgenommen werden, die für das kulturelle (Weiter-)Leben Darmstadts unverzichtbar ist.
Kultur ist unverzichtbarer Faktor menschlicher Existenz, ist von globaler wie lokaler Relevanz und hat ihre Wirkung in analogen und digitalen Räumen. Eine Zeit ohne Kultur darf nicht sein.
Öffentlichkeit ist und bleibt unersetzliche Grundlage für die Wirksamkeit von Kunst und Kultur und findet meist über deren Begegnung mit einem Publikum statt. Durch die Corona-Pandemie sind aktuell genau diese Publikumskontakte ungemein erschwert. KeD ist es daher ein besonderes Anliegen in digitalen Räumen Gelegenheit zur Begegnung miteinander sowie ein Kennenlernen der Kultur einer Digitalstadt und ihrer Akteur:innen im »Nah*einander« zu ermöglichen.
Förderer

