Luca Spano ist vom 24. Juli bis 4. September 2022 Artist-in-Science-Resident bei Kultur einer Digitalstadt e.v. in Zusammenarbeit mit dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
Termine während der AiSR
Expert:innenrunde
Open Lab 19.08.2022
Vernissage 01.09.2022
Ausstellung 02.-04.09.2022
Luca Spano hat mit dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung zusammengearbeitet, um über das Konzept der Unsichtbarkeit in der Physik zu forschen. Diese Arbeit ist Teil von „After the Last Image“, einem Projekt über die biologischen und technologischen Grenzen des Sehens und ihre Rolle bei der Konstruktion von Realität.
Sein Ziel war es, Bilder des Unsichtbaren zu konstruieren, spekulative Fotografien des technologisch Unsichtbaren. Notizen aus der Zukunft. Sie sind Versuche, das noch nicht Gesehene darzustellen, und erinnern an die Vorhersagepraktiken von Science-Fiction-Erzählungen zwischen wissenschaftlichen Fakten und Imagination.
»Luca Spano (Italien) thematisiert die Grenzen des Sehvermögens. Mit Hilfe der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Möglichkeiten der GSI möchte er inszenierte Bilder und Skulpturen von Materie und Antimaterie schaffen. Hier hat die Jury auch überzeugt, wie der Künstler spielerisch und durchdacht mit der menschlichen Angewohnheit umgeht, nur das zu glauben, was er sieht und ihn auch erst dann dazu bringt, zu handeln.«, Künstlerische Jury Artist-in-Science-Residence 2022
Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung betreibt eine einzigartige Beschleunigeranlage für schwere Ionen. Zur Zeit entsteht am Standort das neue internationale Beschleunigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research), eines der größten Forschungsvorhaben weltweit. FAIR wird Wissenschaftler:innen die Möglichkeit geben, neue Erkenntnisse über die Struktur der Materie und die Entwicklung des Universums vom Urknall bis zur Gegenwart zu gewinnen.
Arbeiten von Luca Spano während seiner AiSR © Luca Spano
Symphony of Chances
»Ich traf viele Forscher:innen bei der GSI, und es war ein Privileg, sehr lange und nachdenkliche Gespräche mit ihnen führen zu können. Bereits nach dem ersten Treffen zeichnete sich ein konstantes Muster ab. Nichts ist festgelegt. Alles ist ständig im Wandel. Also sind auch das Universum, unser Planet und wir selbst ständig im Wandel. Alles basiert auf Wahrscheinlichkeiten, oder wie ich sie gerne nenne »Chancen«.
Ziel des experimentellen Aufbaus ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der das Experiment beliebig oft unter möglichst identischen Bedingungen wiederholt werden kann. Sie stimmen alles ab und kontrollieren es, um die Durchführung zu wiederholen. Ich hatte das Gefühl, vor einem Orchester zu stehen, in dem jeder übte, um eine bestimmte Sinfonie perfekt zu reproduzieren. Aber wie jede Aufführung desselben Musikstücks unterscheidet sich auch jedes Experiment so vom anderen. Es sind Sinfonien, die sich sehr ähneln, aber niemals identisch sind. Und was bewirkt diese Sinfonie? Diese Sinfonie schafft Chancen, Ereignisse zu beobachten, Daten zu sammeln und die Theorie zu testen. Ja, es gibt keine Gewissheit. Ein Experiment basiert auf der Schaffung von Rahmenbedingungen, die Wahrscheinlichkeiten dafür schaffen, dass etwas passiert. Aber das ist nicht gesagt. Wir wissen, dass etwas eine bestimmte Reaktion auslösen kann, aber wir wissen nicht, ob und wann das passieren wird.
Es ist eine Symphonie der Chancen.« (Luca Spano)
Luca Spano über seine Arbeit
»Die Arbeit, die ich entwickle, geht in drei miteinander verbundene Richtungen. Ich arbeite an einem visuellen Teil, der auf der Konstruktion von fotografischen Bildern basiert. Sie sind das Ergebnis vieler Diskussionen, die ich mit Wissenschaftlern geführt habe, der Ästhetik der wissenschaftlichen Forschung und der Science-Fiction-Imagination, die diesen Bereich umgibt. Es sind Bilder von dem, was man noch nicht sehen kann, das Unsichtbare. Die textbasierte Arbeit konzentriert sich auf die menschliche Seite, auf die Biografien hinter der Forschung. Ich suche nach dem poetischen Wert der wissenschaftlichen Sprache. Die Arbeit basiert auf einem Dekontextualisierungsprozess, der dazu beiträgt, die Bedeutung der Wörter für neue Szenarien zu öffnen. Diese Sätze verkörpern Ideen von Entdeckungen, Reisen, Fragen und Obsessionen. Der dritte Teil ist eine Zusammenarbeit mit dem Kernphysiker Oliver Keller von der GSI. Gemeinsam mit ihm arbeiten wir an einem Klangstück, das von der Entdeckung des kosmischen Schauers ausgeht, also der harmlosen Strahlung, die vom Himmel niedergeht. Wir finden das interessant, weil es ein verborgenes System ist, das wir nicht sehen können, welches aber die Welt um uns herum formt. Ohne diese kleine Strahlung wären wir nicht das, was wir sind.« (Luca Spano)