Die Wiederaneignung der Daten – La riappropiazione dei dati
DensityDesign – Politecnico di Milano
Die Ausstellung sammelt Momente aus dem Leben von Studierenden, die durch Daten vermittelt werden, die über digitale Plattformen automatisch über sie gesammelt werden. Wie sieht die digitale Identität aus, die dabei entsteht? Welches sind die problematischen Situationen und Fehler, die Daten auf sie haben können? Die Ausstellung erforscht die Beziehung zwischen Technologie, persönlichen Erinnerungen und den Daten, die sie aufzeichnen. Die Student:innen haben die Spuren, die digitale Plattformen hinterlassen – flüchtige Bilder, Textträger, Tabellen mit medizinischen Aufzeichnungen usw. – durch die Gestaltung von Infopoesien greifbar gemacht.
Datum: 12. April – 24. Juni 2024
Ort: Universitäts- und Landesbibliothek TU Darmstadt
Öffnungszeiten Mo bis So: 24 Stunden (24/7)- mehr Info
Vernissage, Freitag, 12. April 2024 – 18:00 h
PSST! – Wir bitten unsere Gäste bei der Besichtigung der Ausstellung sich – den Anforderungen einer Bibliothek entsprechend- möglichst ruhig zu verhalten. Lassen Sie die Werke auf sich wirken.
Die Wiederaneignung der Daten
Im Abschlussworkshop des Masterstudiengangs Kommunikationsdesign an der School of Design des Politecnico di Milano (mit dem Titel „Density Design“) wurden die Studenten aufgefordert, das Potenzial und die Probleme der Vermittlung von Daten bei der Darstellung von Phänomenen zu erkunden. Designlehrer arbeiten in diesem Workshop mit Lehrern aus anderen Fachbereichen zusammen. Unter der Leitung eines Dozenten für Statistik – zum Beispiel – untersuchten sie, wie statistische Algorithmen funktionieren und warum es wichtig ist, sie zu verstehen. Sie befassten sich mit unserer Beziehung zu digitalen Plattformen und den Algorithmen, die sie steuern. Sie analysierten, wie soziale Themen verschiedene Zielgruppen mobilisieren und wie Daten dabei eine zentrale Rolle spielen können. Unter der Leitung des Semiotik-Professors erforschen sie ihre Rolle als Autoren und wie wir visuelle Kommunikation nutzen können, um Daten zu übersetzen, und wie sich ihre Wahrnehmung in Abhängigkeit von dem entworfenen Ausdruckssystem verändern kann.
So setzten sich die Studierende mit der visuellen Darstellung von Daten in verschiedenen Formaten auseinander: gedruckte Poster, Bücher, interaktive Websites, Videos und physische Installationen. Wenn wir unsere eigenen Daten beobachten und analysieren, was können wir dann über unsere Beziehung zu digitalen Plattformen und den Algorithmen, die sie steuern, verstehen?
Eine Auswahl der Exponate
My digital double and me
By Lara Macrini
Die Infopoesie stellt die Annahmen dar, die Spotify über mich gemacht hat, visuell übersetzt mit einer Text-Bild-KI, indem jede Schlussfolgerung als Eingabeaufforderung verwendet wird. Die daraus resultierenden Bilder werden proportional zusammengefügt, um das Gesicht meines digitalen Doppelgängers gemäß diesen Algorithmen und ihren Stereotypen zu erstellen.
Printed Poster on a Poliplat board, with a plexiglass structure on the front, 2022-23
TikTok-Toiletpaper By Leonardo Puca
TikTok-Toiletpaper ist ein Projekt mit einem provokanten und ironischen Tonfall, das zum Nachdenken über die Quantität/Qualität von Inhalten anregen soll, denen wir täglich ausgesetzt sind. Der Rahmen konzentriert sich insbesondere auf die soziale Plattform von TikTok, die sich durch Kurzvideos und eine Interaktion auszeichnet, die die Nutzer stundenlang an den Bildschirm fesseln kann, indem sie ein Video nach dem anderen durchscrollen. Ausgangspunkt sind die persönlichen Daten in der Geschichte von TikTok, die durch eine Metapher greifbar gemacht werden, die ohne unnötige Wendungen direkt auf den Punkt kommt: eine Rolle Toilettenpapier. Dies schafft eine doppelte Verbindung zwischen dem Ort, an dem man sich diese Videos angesehen hat, und dem Inhalt von TikTok selbst, der oft mit Müll verglichen werden kann, den man die Toilette hinunterspült.
Toilet paper, clothes hanger, poster, 2022-23
Nessun dorma!
By Camilla Guerci
Die Abfolge von 331 Alarmen klingelte im Jahr 2022 auf meinem Telefon und wiederholte sich jeden Tag aufs Neue. In diesem Infopoem geht es um Zwangsneurosen. Die Wecker sind nach ihren Tönen geordnet und bilden ein riesiges Soundposter, das von den Geräuschen der Alarme begleitet wird, die von der Mp3 produziert werden.
Poster, MP3, 2022-23
Ambivalence
By Surabhi Gupta
Die Fotos in unseren sozialen Medien offenbaren unsere digitale Identität. In diesem Projekt versuche ich, den Unterschied zwischen dem täglichen Leben, das ich mit meinem Handy aufnehme, und dem Leben, das ich in den sozialen Medien zeige, aufzuzeigen und im Zeitalter der Informationsexplosion zu diskutieren: Welches ist mein wahres Ich?
Video – 2022-23
Digital identity
By Yuying Tang
Die Fotos in unseren sozialen Medien offenbaren unsere digitale Identität. In diesem Projekt versuche ich, den Unterschied zwischen dem täglichen Leben, das ich mit meinem Handy aufnehme, und dem Leben, das ich in den sozialen Medien zeige, aufzuzeigen und im Zeitalter der Informationsexplosion zu diskutieren: Welches ist mein wahres Ich?
Video – 2022-23
Unsere Beziehung zu Daten
Viele Aspekte unseres Lebens werden heute durch Daten vermittelt: in der sozialen Interaktion über digitale Plattformen, in der Beziehung zu Institutionen und in der Information. In diesem Szenario ist die Rolle der Designer entscheidender als wir denken: Sie sind an der Schaffung kommunikativer Artefakte beteiligt, die es jedem ermöglichen, Daten zu produzieren und zu konsumieren. Datenvisualisierung und Interfaces sind ein klares Beispiel dafür: Sie sind die Spitze des Eisbergs, der letzte Schritt in einer langen Kette von Datenerfassungs-, Analyse-, Verfeinerungs- und Auswahlmaßnahmen, bei denen eine Reihe von Akteuren Entscheidungen treffen und den beobachteten Phänomenen ihre eigene Sichtweise aufzwingen. Die visuelle Kommunikation von Daten hat nicht nur mit dem visuellen Aspekt zu tun, sondern auch (und manchmal vor allem) mit der Reorganisation und somit dem Design der Daten für Nutzerinnen und Nutzer. In diesem Szenario müssen sich Kommunikationsdesigner aller Möglichkeiten und Risiken bewusst sein, die die Arbeit mit Daten mit sich bringt, um kritisch und effektiv zu gestalten.
Was ist eine Infopoesie
„Infopoesie“ ist ein Neologismus, der die Wörter „Information“ und „Poesie“ als Variante der bekannteren „Infografik“ kombiniert.
In Bezug auf Infografiken sind die Studierende aufgefordert, ihre Subjektivität und Intentionalität als Designer ausdrücklich zu zeigen. Sie legen ihren Standpunkt zu dem dargestellten Phänomen durch eine Inszenierung dar, die darauf abzielt, die Aspekte, die sie für besonders relevant halten, durch einen ästhetischen Ausdruck greifbar zu machen.
In der Infopoesie führt die Vermischung von Information und Dichtkunst – und ganz allgemein die ästhetische Dimension – zu einem Überdenken des eigentlichen Zwecks der Visualisierung, wodurch die Designarbeit in ein Grenzgebiet und eine Synthese zwischen Kunst und Design projiziert wird.
Die infopoetische Produktion erlaubt es, zwei Aspekte der Visualisierungsarbeit zu betonen:
1) der übersetzende Charakter visueller Artefakte: der Übergang von einem Medium (Datensatz und Datenquellen) zu einem anderen;
2) die Rolle der Standpunkt des Designers, die oft durch die scheinbar objektive Sprache der Visualisierung verborgen wird.
Das Ergebnis ist eine Vielzahl kommunikativer, oft künstlerisch relevanter Artefakte unterschiedlicher Art und Formate, die jeweils eine spezifische Vision der persönlichen Beziehung zur Technologie vermitteln.
Unter der Schirmherrschaft des italienischen Generalkonsulats
ARTvorORT: Die Poesie der Daten
Der Künstler beteiligt sich mit seinem Werk an dem Ausstellungsprojekt „Die Poesie der Daten“.
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