Datenformen in Stahl
Georg-Friedrich Wolf – Darmstadt
Georg-Friedrich Wolf bildet die nicht-stofflichen, sehr flüchtigen „Data“ als dreidimensionale Werke in Stahl ab. Er macht damit auf die Vergänglichkeit der Information aufmerksam und abstrahiert sie durch Vergegenständlichung. Digitale Informationsträger beinhalten Millionen von Datensätze aber sind nicht lange haltbar. Dagegen tragen seine Skulpturen in der Ausstellung in der Stadtkirche und auf dem Ludwig-Metzger-Platz in Darmstadt – geschmiedete „Memory Sticks“, geprägte „Datenträger“ und riesige „Fingerprints“ – nur wenig Information und sind tausende Jahre haltbar.
Datum: 03. Mai – 16. Juni 2024
Ort: Stadtkirche Darmstadt und Ludwig-Metzger-Platz, Darmstadt
Öffnungszeiten Di- Fr 9 – 16 h, Sa 9 -12 h und während der Veranstaltungen – mehr Info
Vernissage, Freitag, 3. Mai 2024 – 18:0 h
Die Midissage mit einem Dialog zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zur „Poesie der Daten“ findet statt am Freitag, 7.6.2024 – Weitere Informationen
Die Stele Fingerprint ist im öffentlichen Raum ausgestellt: Ludwig-Metzger-Platz, Darmstadt
Die Konservierung der Daten
Bereits in prähistorischen Zeiten haben Menschen versucht, Informationen in Strukturen festzuhalten, sei es durch Höhlenmalereien, die als mögliche Kalender oder Erzählungen dienten. Wir sind gewohnt an die Nutzung von Schreib- und Rechengeräten zur Aufzeichnung von Zeichnungen, Buchstaben und Zahlen mit Papier und Tinte, deren Bewahrung flüchtiger ist. Die Informationstechnologie ermöglicht es große Menge an Daten – als Binärcode – abstrakt zu speichern, nicht mehr sichtbar, nicht lange haltbar. Georg Wolf meißelt diese nicht stofflichen, sehr flüchtigen „Data“ als dreidimensionale Werke in Stahl, um auf die Vergänglichkeit von Information aufmerksam zu machen. Er abstrahiert hier durch Vergegenständlichung
Stelen: Memory Sticks
Der erste Memorystick war das Kerbholz. Mit ihnen konnten sogar Verträge mit passgenauen Stücken festgehalten werden. Heutzutage ist ein Memorystick kleiner als ein Finger, der Millionen von Informationen trägt. Diese digitalen Datenspeicher sind sehr fragil, schnell sind alle Informationen verloren durch Strahlung, Bruch, Alterung. Die Memorysticks von Georg Stahl wiegen einen Zentner und tragen nur eine Information. Tief eingekerbt und vergoldet und mit einer Garantie auf 1000 Jahre Haltbarkeit. Sie sind resistent gegen Naturgewalten, Erdbeben und nukleare Katastrophen.
Stele: Weltformel
Welche Informationen wären bewahrenswert? Die Zahl Pi, die Gravitationskonstante, die Lichtgeschwindigkeit, was ist wichtig, was ist elementar? Sind sie das Hilfsmittel sich das Universum verständlich zu machen, oder handelt es sich um eine Art von „Wahrheit“. Gilt all das (z.B. unsere Physik) nur hier in unserem kleinen Sonnensystem? Oder ist das eine universelle überall gültige Erkenntnis? Die Stele Weltformel zeigt die Krone unserer Erkenntnis. Z.B. hier eine Formel zur Berechnung der Rotation eines schwarzen Lochs. Sehr imposant, aber ist das wirklich überprüfbar, ist es wahr? Welche anderen Weltformeln sind notwendig, um die Wunder unseres Lebens festzuhalten? Erhöht das massive Material den Wert und die Aussagekraft der Information. Durch die vergoldete und „ewige“ Ausstrahlung schafft Wolf eine sakrale Anmutung. Edel und Ehrfurcht gebietend, anbetungswürdig, wie ein antiker Obelisk, der im alten Ägypten wichtige Orte spiritueller Praktiken markierte.
Stele: Fingerprint „The missing piece“
Die im öffentlichen Raum ausgestellte Stelle handelt von einer besonderen Art von Daten. Formen, die als Datenträger dienen. Wie die Rezeptoren und Enzyme in der Biologie der lebenden Wesen, bei denen Partnerelemente über Formschlüssigkeit – Schlüssel-Schloss-Prinzip – zusammenfinden. Dabei zeigt die Fingerprint-Stele nicht die eigentlichen Akteure, sondern nur deren Umrisse – das Negativbild – eben die Fingerprints. Hier in der Stele nehmen sie die beobachtete Umwelt in sich auf.
Georg-Friedrich Wolf
STAHL-BILDHAUER
*1962 in Freiburg, lebt und arbeitet in Darmstadt, DE
Meisterbrief als Metallgestalter und Restaurator für historische Metallarbeiten.
Seit 2019 Atelier und Projektraum „Halle 109“, Darmstadt/DE.
Seine Werke wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen und Museen in Deutschland, Schweiz und USA gezeigt. Er präsentierte Land Art / Performances – u.a. Erzengel Michael, Friedensplatz Darmstadt – Fingerprints, Seiseralm Bozen – Strandgut, Sylt – Shipsoul, Indien. Er gestaltete Kunst am Bau, z.B. Altarkreuz, Stadtkirche Michelstadt- Weihwasserbecken, Kirche St. Ludwig Darmstadt – „Nacht und Schimmel“, TU Darmstadt.
Webseite: www.wolf-werk.com
Veranstaltungen
ARTvorORT: Die Poesie der Daten
Der Künstler beteiligt sich mit seinem Werk an dem Ausstellungsprojekt „Die Poesie der Daten“.
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