Das gedankenlesende KI-Pferd
Max Haarich – München
Smart Hans ist die digitale Reinkarnation des Pferdes kluger Hans, der vor über 100 Jahren die Menschen auf Jahrmärkten verblüfft hat, indem er übermenschlich-kognitive Leistungen vorgegaukelt hat, wie z.B. Gedankenlesen. Die bekannteste Übung war das Erraten einer Zahl, an die jemand dachte. Der kluge Hans würde so oft mit dem Huf aufstampfen, bis die gedachte Zahl erreicht ist. Dabei hatte er eine Trefferwahrscheinlichkeit von ca. 80%. Der digitale Zwilling in der Stadtkirche ist noch nicht ganz so klug, aber er lernt schnell. Probieren Sie es aus.
Datum: 03. Mai – 16. Juni 2024
Ort: Stadtkirche Darmstadt
Öffnungszeiten Di- Fr 9 – 16 h, Sa 9 -12 h und während der Veranstaltungen – mehr Info
Vernissage, Freitag, 3. Mai 2024 – 18:00 h
Das gedankenlesende digitale Pferd
Natürlich konnte der kluge Hans nicht wirklich Gedanken lesen, aber er bemerkte die ansteigende und abfallende Körperspannung der vor ihm stehenden Menschen. Alleine durch das Beobachten der kaum sichtbaren Körperzuckungen konnte der kluge Hans auf Gedankeninhalte der Personen schließen. KI kann das heute auch.
Wir haben Smart Hans als lebensgroße Projektion nachgebaut, mit einer ganz normalen HD-Kamera ausgestattet, und haben ein KI-Modell trainiert, mit dem Hans die unbewussten Signale erkennt, die unsere Gedanken verraten.
Erst einmal ist die Installation ein lustiges Spiel: schafft die KI Deine Gedanken zu lesen oder nicht? Das will jeder einmal ausprobieren.
Zweitens demonstriert die Installation mit wie wenig Daten man auch Gedanken erraten kann. Überall, wo eine Kamera ist (öffentlicher Raum/eigenes Smartphone), könnte jemand mit mir dieses Spiel spielen, ohnedass ich es überhaupt bemerke.
Drittens ist Smart Hans der Endboss aller KI-Modelle. Smart Hans beweist, dass – egal wie groß und teuer dein KI-Modell ist – Du kannst niemals sicher erkennen, auf Basis welcher Daten eine Entscheidung getroffen wurde (vgl. „Clever-Hans-Effect“ Lepuschkin et al.). Diese ist vor allem relevant vor dem Hintergrund zunehmender automatisierter Überwachung im öffentlichen Raum.
.Max Haarich
(* 1983 in Aachen) ist ein deutscher Konzeptkünstler, künstlerischer Forscher und Gründer der Münchner Botschaft der Republik Užupis.Er befasst sich vorrangig mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und deren ethischen Implikationen.Mit seiner Kunst und seiner Forschung stellt er vorherrschende Denkparadigmen in Frage, um bisher „undenkbare“ Ideen und Perspektiven zu entwickeln. Seine Kunstwerke wurden bei internationalen Festivals ausgestellt wie z. B. Ars Electronica. und sind Teil permanenter Museumssammlungen wie z.B. des finnischen Museum of Teletext Art und des Linzer
Francisco Carolinum.
Foto: (c) Lambert Strehlke
UnterstützerInnen und Förderer
- Team: Anja Borowicz Richardson (UK), Bruce Gilchrist (UK), Akshita Gupta (IND), Max Haarich (Artistic Lead / DE), Martina Huynh (NL), Asad Imtiaz (PAK), Muhammad Qasim Khan (PAK), Adrian Ludwig (DE), Pekka Ollikainen (FI), Raphael Pickl (DE)
- Project Smart Hans was incubated during the Deepfake Masterclass at Baltan Laboratories in Eindhoven (NL) under guidance of Ellen Pearlman (US) and Julien Deswaef (NL) from ThoughtWorks Art as well as Leif Czakai (NL) from Baltan Laboratories. The project won the “Super Artistic AI Award” in the category “Interaction” and the jury’s main prize at Lab30 festival 2022.
- Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.“
ARTvorORT: Die Poesie der Daten
Der Künstler beteiligt sich mit seinem Werk an dem Ausstellungsprojekt „Die Poesie der Daten“.
- Alle Ausstellungsorte, Künstler:innen und Veranstaltungen
- ARTvorORT bringt Kunst in den öffentlichen Raum