Als direkte Reaktion auf den harschen Einschnitt ins kulturelle Leben infolge der Corona-Pandemie präsentiert der Verein »Kultur einer Digitalstadt« bis März 2021 u.a. das Format »Interviews. Kunst und Digitalisierung in Zeiten der Krise«. Dabei stehen zwanzig betroffene Künstler:innen und Kulturschaffende aus Darmstadt und Umgebung bzw. als Gastkünstler:innen mit Bezug zum Atelierhaus LEW1 im Mittelpunkt.
In persönlichen Zwiegesprächen im Umfeld des LEW1 auf der Rosenhöhe geben sie einen Einblick in ihren Werdegang und ihre künstlerische Praxis und teilen dabei ihre Erfahrungen und Wahrnehmung der Coronakrise mit den Zuschauer:innen und entwerfen neue mögliche Arbeitsszenarien für die eigene Kulturarbeit, die auch anderen Vertreter:innen von Kunst und Kultur als Inspiration dienen können.
Wo und wann kann man die Interviews sehen? Die Interviews werden von Juli bis Dezember 2020 alle zwei Wochen auf den Social-Media-Kanälen von KeD angekündigt und auf Youtube immer freitags veröffentlicht. Alle Interviews sind auch hier zu finden.
Die »Nah*einander_Interviews« werden gefördert vom HMWK, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Parallel zu den »Nah*einander_Interviews« werden »Nah*einander_Statements« veröffentlicht – künstlerische Beiträge der interviewten Personen, die in den digitalen Räumen von KeD wie auch im analogen Raum in der Umgebung des LEW1 auf der Künstlerkolonie im Park Rosenhöhe präsentiert werden.
Nah*einander_Interviews in der Übersicht
31.03.202
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Nah*einander Zitate
29.01.202
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Anne Holdik
Anne Holdik ist Artistin, begeisterte Vertreterin der zeitgenössischen Zirkuskunst und zusammen mit ihrem Lebenspartner Mitja Averhoff Teil des Künstlerduos »elabö«. Den zeitgenössischen Zirkus lernte Anne, die zunächst Pädagogik studierte und nun schon seit fünf Jahren in Darmstadt lebt, während ihres Auslandsaufenthalts in Südamerika kennen. Mit Ende 20 traute sie sich zusammen mit Mitja mit einer Ausbildung an der Zirkus- und Theaterschule CAU in Granada, Spanien noch einmal eine ganz neue berufliche Laufbahn einzuschlagen und mit ihm das Künstlerduo »elabö« zu gründen. Bereut hat sie das nie.
»elabö« verbindet Elemente des Theaters mit Hand-auf-Hand-Akrobatik und der zeitgenössischen, neuen Zirkuskunst. Insbesondere letzte fand – noch bis vor Kurzem – wenig Anerkennung als Kunstform in Deutschland.
Im »Nah*einander_Interview« mit Friederike Bülig erzählt Anne unter anderem, was die Zirkuskultur und die gesellschaftliche Anerkennung von traditionellem und zeitgenössischem Zirkus als Kunstform in Deutschland von denen anderer Länder unterscheidet und wie eine Zufallsbegegnung in einer Straßenbahn sie in ihrem Wunsch bestätigt hat, eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen. Außerdem erfahren wir, wie Mitja und sie ihre Stücke (z.B. »Schachmatt«) entwickeln, weshalb die Interaktion mit Live-Publikum für sie ein ganz wichtiger Teil ihrer Arbeit ist und warum 2020 für »elabö« zwar sehr energieraubend, aber auch fruchtbar war – die Jahre 2021 und 2022 ihnen jedoch aktuell eher Sorgen bereiten.
22.01.202
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Paulina Stulin
Paulina Stulin arbeitet als Comiczeichnerin, Podcasterin und Pädagogin für Kinder und Jugendliche in Darmstadt. Das Bedürfnis, Geschichten zu erzählen, in ihnen zu reinszenieren und zu reflektieren, was sie in ihrem Leben beschäftigt, bewegt und geprägt hat, treibt Paulina im Grunde schon immer an. Doch ihr Weg, all das wiederzugeben, ist nicht das einzelne Bild, sondern die Bildsquenz in Form von Comics. Schon drei Comicromane hat sie seit 2014 veröffentlicht. »Bei mir zuhause«, das erst vor Kurzem im Jaja Verlag erschien, findet derart viel Anklang, dass es inzwischen schon die dritte Auflage gibt.
Im »Nah*einander_Interview« mit Friederike Bülig erzählt Paulina unter anderem, mit welchem Mittel sie Diskussionen unter Kindern und Jugendlichen anregt, wie sich unterschiedliche philosophische Auffassungen von Gefühlen und der Strukturierung unserer Lebenswelt in ihren Comics wiederfinden und welche Entwicklung ihre Publikationen und sie selbst in den letzten Jahren durchlaufen haben. Außerdem gewährt sie uns einen Einblick in die Motivation hinter ihren politisch motivierten Projekten wie dem »Parkplatzportrait« (2011) und lässt uns teil haben an den aufrüttelnden Erkenntnissen und tiefen Emotionen, die ein LSD-Trip im Wald im ersten Lockdown in ihr zum Vorschein gebracht hat.
15.01.202
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Aurora DeMeehl
Seit den 1990er-Jahren ist Aurora, die mit bürgerlichem Namen Jochen Werner heißt, als Showgirl, Stadtführerin, Schauspielerin, Poetin und Bühnenkünstlerin aktiv. Zum Interview erschien sie in einem Look, der an Marilyn Monroe erinnerte. Auch in der Krise schafft sie es, mit regelmäßigen, teils täglichen Facebook- und Youtube-Livestreams, für uns da zu sein und uns von unserer Traurigkeit und der manchmal gefühlten Übermacht der menschlichen Isolation der letzten Monate abzulenken. Eine Künstlerin aus Leidenschaft und zugleich ein unheimlich ehrliches, empathisches und offenes Darmstädter Original.
Im »Nah*einander_Interview« mit Albrecht Haag erzählt Aurora unter anderem, wie sie zu der wurde, die sie heute ist, wie ihr Alltag und Programm vor Corona aussah und wie sie vor allem der erste Lockdown getroffen hat. Wir erfahren mehr darüber, wieso sie – auch wenn die technsiche Umsetzung oft nicht reibunglos klappt – schon früh wusste, dass regelmäßige Livestreams der Weg waren, den sie und ihr Mann wählen mussten, um mit dem Publikum in Kontakt zu bleiben. Ganz offen und direkt hören wir außerdem von Aurora, was sie über die Corona-Soforthilfen für Kunstschaffende denkt und wie man zukünftig vielleicht mit den Menschen und Institutionen umgehen sollte, die einen als Künstler:innen in der Krise haben hängen lassen.
08.01.202
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Martina Hillemann
Martina Hillemann beendete ihr Kommunikationsdesign-Studium in Wiesbaden mit dem Thema »Lachen und Humor«. Das konnte nur dazu führen, dass sie heute als Illustratorin vorwiegend humorvolle Bilder gestaltet. Ihre pointierten Zeichnungen finden sich sowohl in Print-und Onlinemedien, Spielen, Büchern und Zeitschriften.
In ihren Illustrationen, in denen oft Tiere die Protagonisten sind, widmet sie sich verschiedensten Themen des Alltags bis hin zu großen gesellschaftlichen Bereichen und Fragen. Dabei setzt sie sich auch für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein. Ihre vielschichtige Wortwitzreihe »In diesem Sinne…« erfreut seit Jahren die Gemüter. Bereits mehrmals kam Martina mit ihren Beiträgen in die Shortlist des Deutschen Karikaturenpreises. Ihr Schwerpunktthema fasziniert sie so sehr, dass sie es auch unterrichtet. In ihren Cartoon-Zeichenkursen weckt Martina das Humorpotential der Teilnehmer:innen.
Als Vorstandsmitglied des Vereins »Illustratoren Darmstadt e.V.« ist sie zudem Teil des Organisator:innenteams der jährlich stattfindenden Ausstellung »Illustre Gestalten« in der Centralstation Darmstadt. Im »Nah*einander_Interview« zeigt Martina Hillemann, deren Arbeitsschwerpunkt das Thema Humor ist, einige ihrer Illustrationen und verrät uns die Geschichten dahinter. Außerdem gibt sie uns Einblick in ihre Vereinsarbeit und in die Herausforderungen, vor denen sie und ihre Illustratorenkolleg:innen angesichts der Lockdowns in Zeiten von Corona stehen. Auch erzählt Martina uns, wie ihre Zeichnung einer sprechenden Toilettenpapier-Rolle in 2020 für großen Trubel sorgte
11.12.2020
Samba Gueye
Im »Nah*einander_Interview« mit Friederike Bülig erzählt Samba unter anderem von seinen musikalischen Anfängen, seiner Passion für das einmalige Gefühl auf Konzerten und Festivals im Gegensatz zum Livestreaming und den Herausforderungen, die die beiden Lockdowns des Kulturbereichs ihm und seinen Bands aufgegeben haben. Außerdem erfahren wir, wie es zu seinem Podcast »Parole P« für das P-Magazin und zum Blog über die Darmstädter Lokallegende Fred Hill kam, welchen Reiz Samba im Kulturnetzwerk Darmstadt und dem Lokaljournalismus sieht und weshalb die Unterstützung des Kulturbreichs in der Krise womöglich weniger bürokratisch gehandhabt werden sollte.
27.11.2020
Daniela Ginten
Im »Nah*einander_Interview« mit Lukas Einsele erzählt Daniela Ginten u.a. von den Vorteilen Darmstadt als Kulturstandort im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten und den Fragen und neuen Bedingungen für Produktion und Vermittlung, mit denen die verschiedenen Sparten der darstellenden Künste durch Corona und Digitalität konfrontiert wurden. Außerdem stellt sie – ausgehend von den Ergebnissen des Festivals »Performing Arts & Digitalität (PAD 01)« des Vereins im Herbst 2020 – die Frage zur Diskussion, ob die darstellenden Künste in der Krise durch stillen Protest in der aktuellen Krise mehr auf die eigene kritische Lage hätten aufmerksam machen können, und ob es nicht langsam an der Zeit sei, uns als Besucher:innen Kulturerlebnisse zu ermöglichen, die auf Nähe und Eintauchen in eine Parallelwelt anstatt auf einer klassischen, distanziert-reflektierten »Kunsterfahrung« bauen.
13.11.2020
Terra Peace
Schon in der Schule hat der Darmstädter Rapper und Musiker Joschka – besser bekannt unter seinem Künstlernamen »Terra Peace« – angefangen, HipHop zu hören und selbst zu rappen. Erste Erfahrungen sammelte er bei Rap-Battles im Internet, fing aber schnell an, eigene Lieder zu schreiben, in denen er seine Gedanken und Gefühle ausdrücken konnte. Joschkas erste EP »Sushi«, die er zusammen mit seinem Musikerkollegen Bruder Hain aufgenommen und produziert hat, kam 2018 heraus. In seinen Liedern verarbeitet der Musiker Erfahrungen und Themen, die ihn selbst beschäftigen, oder erfindet eigene Geschichten, wie in seinem Song »Gizeh«, in dem er von einer Alienentfühung ins All und der Albumaufnahme in einem Ufo fantasiert. Derzeit arbeitet Terra Peace an mehreren neuen Songs und plant eine zweite EP herauszubringen. Die Videoclips zu seinen Liedern werden auf den Straßen Darmstadts gefilmt und neben geplanten Locations auch spontan neue Drehorte gesucht. Musikvideos dienen heute, so sagt er, nicht nur als Mittel zur Visualisierung, sondern sind eines der wichtigsten Vermarktungswerkzeuge. Terra Peace veröffentlicht die eigene Musik ausschließlich online über Streamingdienste und Social Media.
30.10.2020
Tobias Schrenk
Tobias Schrenk arbeitet als Konzertveranstalter in Darmstadt. Bis 2011 studierte er »Digital Media« mit Schwerpunkt Video an der h_da Hochschule Darmstadt. Als Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins »Live at Bedroomdisco« war er Mitinitiator der sogenannten »Wohnzimmerkonzerte«. Außerdem ist er einer der Initiatoren des »Golden Leaves Festivals« – einem jährlich stattfindenden »Kleinod für Musikliebhaber:innen im Spätsommer in Darmstadt«. Seit 2011 holt der gemeinnützige Verein »Live at Bedroomdisco« unterschiedliche Bands und Musiker für intime Live-Konzerte in Wohnzimmer und freie Räumlichkeiten in der Umgebung. Wer beim Konzert dabei sein darf entscheidet das Los, der geheime Veranstaltungsort wird immer erst am Tag zuvor bekannt gegeben – ein einzigartiges Konzept, das in Darmstadt bis zu drei Mal im Monat für volle Konzert(wohn-)räume sorgt. In seinem Interview mit Verena Schneider erzählt »der Schwabe im Herzen« u.a. über die Anfänge und die Grundideen der beiden Großprojekte, was das Festival einzigartig macht, warum ein echtes Konzerterlebnis für ihn niemals ganz durch digitale Formate ersetzt werden kann und welche Herausforderungen er zusammen mit den anderen Veranstalter:innen und Soloselbstständigen in der Corona-Krise meistern muss.
16.10.2020
Carolin Müller-Dohle
Carolin Müller-Dohle ist als Dramaturgin für Opern und Musiktheater am Staatstheater Darmstadt für verschiedene Produktionen verantwortlich. Während des Corona-Lockdowns betreute sie dort das Filmprojekt »Dichterliebe«. Als Produktionsdramaturgin war sie für verschiedene Opern- und Musiktheater-Produktionen in Aschaffenburg und München tätig und entwickelte interdisziplinäre Projekte wie »metamorphosen« und »Apocalypse (not now)« mit. Müller-Dohle ist Preisträgerin des Klaus-Zehelein-Preises für Nachwuchsdramaturg:innen. Seit der Spielzeit 2019/20 arbeitet sie als Dramaturgin für Musiktheater am Staatstheater Darmstadt. Als während des Lockdowns alle laufenden Produktionen und Vorführungen eingestellt wurden, nutzten die Dramaturgin und ihre Kolleg:innen den Zwangsstop zur Reflexion und fanden schnell neue Wege, um geplante Projekte auf neue Weise umzusetzen. Im Interview mit Friederike Bülig spricht die Dramaturgin u.a. über das so entstandene Projekt »Die tägliche Dosis« und ihr Filmprojekt »Dichterliebe« (noch bis 31.12.20 auf der Website des Staatstheters Darmstadt verfügbar), welches auf Robert Schuhmanns gleichnamigem Liedzyklus aus dem Jahr 1840 basiert. Außerdem erklärt sie, wieso sie im Digitalen keine Konkurrenz für das Musiktheater, sondern eine Chance sieht, den bespielten Raum zu erweitern und das Publikum einzubinden.
02.10.2020
Victor Schönrich
Victor Schönrich ist Student der Textilen Künste an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, Co-Gründer des »Sprungturmfestivals« und zugleich Leiter der freien Theatergruppe »Theaterquarantäne«.
Bis er die Entscheidung traf, sich ganz auf Bühne, Kostüm und Organisation von Theaterproduktionen zu fokussieren, stand Schönrich auch selbst als Schauspieler auf der Bühne. Bereits während seines Studiums war er zeitgleich für die Organisation von zwei Theaterproduktionen und dem von ihm mitbegründeten Sprungturmfestival verantwortlich. Nach einem Auslandssemester in Mosambik kam Schönrich zu der Überzeugung, Darmstadt brauche ein neues Theaterfestival, das eine Vielzahl verschiedener Kunstformen und Menschen aus unterschiedlichsten Ländern in der Stadt zusammenbringen sollte. Im Jahr 2015 rief er daher das Sprungturmfestival ins Leben, bei dem internationale Künstler:innen aus den Bereichen Theater, Performance, Tanz und bildender Kunst in Darmstadt »meltingpot«-artig zusammenbringt und bei dem die Nutzung des Außenraumes und der festliche Charakter beosnders im Fokus stehen.
Im Interview mit Albrecht Haag spricht er u.a. über die Bedeutung, Ideen freien Lauf lassen zu können und diese nicht als persönliches Eigentum zu betrachten, gibt uns Einblick in die Organisation und Gedanken hinter dem Sprungturmfestival und erzählt, wie seine Erfahrungen in Ostafrika sein Verständnis von Kunst, Kultur und dem gemeinsamen Feiern in einer Kommune vollkommen verändert haben.
11.09.2020
Ute Ritschel
Ute Ritschel (*1956) ist Kuratorin, Kulturanthropologin, Dramaturgin und Kunstvermittlerin. 2002 mitbegründete sie den »Verein für Internationale Waldkunst e.V.« am Böllenfalltor in Darmstadt, in dem ortsbezogene, von internationalen Künstler:innen geschaffene Objekte an jedem Tag des Jahres zu Begegnungen einladen und eine inspirierende Symbiose mit dem Wald und seinen Besucher:innen eingehen.
Von 1995 bis 2015 war sie Veranstalterin und Kuratorin der Kunstbiennale »Vogelfrei« in Darmstädter Privatgärten und hat bisher 14 Internationale Waldkunstpfade und acht Waldkunstkonferenzen in Darmstadt, Wisconsin (USA), Mount Lushan und Chengdu (China) kuratiert. Seit 1982 ist die Kulturanthropologin zudem als Lehrbeauftragte an Universitäten und Institutionen im In- und Ausland zu den Themenbereichen Curatorial Studies, Performance Studies, Kunst und Essen, Nature Art und Nachhaltige Kunst, Kulturmanagement, Theater und Frauenforschung tätig.
Im Interview mit Lukas Einsele spricht die Leiterin des »Internationalen Waldkunst Zentrums« (IWZ) Darmstadt über ihren persönlichen und beruflichen Werdegang von der Kindheit auf dem Land bis zu ihrer Wahlheimat Darmstadt. Anhand der Geschichte und Besonderheit des IWZ und der »Internationalen Waldkunstpfade« erzählt die Kuratorin, wieso es ihr seit jeher eine Herzensangelegenheit ist, ihre Umgebung umzugestalten, Menschen im persönlichen Austausch die Verbindung von Natur und Kunst näher zu bringen und offene Erlebnisräume zu schaffen, an denen Interessierte jeden Alters teilhaben können. Auch geht Ritschel im Gespräch näher darauf ein, welches Potential die Entwicklung Darmstadts zur Digitalstadt, wissenschaftliche Feldforschung und die Entwicklung des neuen Ludwigshöhviertels für das angrenzende IWZ bieten.
04.09.2020
Alex Dreppec
Dr. Alexander Deppert (*1968) ist nicht nur promovierter Psychologe, passionierter Berufsschullehrer, Autor, Moderator und Verständlichkeitsforscher, sondern auch Erfinder einer Salatsauce. Nach vielen Jahren, in denen er bei Poetry Slams auftrat und es im Jahr 2002 sogar ins Finale der deutschsprachigen Meisterschaften in Bern schaffte, war er es, der 2006 das Konzept der Science Slams ins Leben rief.
Science Slams sind eine Weiterentwicklung der Poetry Slams. In einer Art Vortragswettkampf präsentieren Wissenschaftler:innen ihre Forschungsthemen innerhalb kurzer Zeit so vor Publikum, dass man auch als Besucher:in ohne spezifisches Vorwissen verstehen kann, worum es geht. Inzwischen hat sich diese Art der Slams, von Darmstadt ausgehend, weltweit ausgebreitet.
Von Deppert sind inzwischen über 300 wissenschaftliche, lyrische und essayistische Publikationen auf allen fünf Kontinenten erschienen. Sein letzter Gedichtband trägt den Namen »Tanze mit Raketenschuhen / Dance with Rocket Shoes« (chiliverlag, 2016). Im Jahr 2004 gewann er den Wilhelm Busch-Preis.
Während des Corona-Lockdowns lag Depperts Fokus vor allem auf einem Filmprojekt mit Schüler:innen der Berufshochschule in Darmstadt, an der er unterrichtet. Für das Projekt wurde Bertolt Brechts episches Theaterstück »Mutter Courage und ihre Kinder« (1938/39) von den Jugendlichen auf die aktuelle gesellschaftliche Situation in Zeiten der Pandemie umgeschrieben. Mittels eines improvisierten Blue Screens filten sie eigene Filmszenen, die zum Schluss zu einem Gesamtvideo zusammengeschnitten wurden.
Im Interview mit Lukas Einsele und Friederike Bülig gibt Deppert detaillierten Einblick in die Hintergründe und Erkenntnisse des Filmprojekts. Er erklärt, weshalb wir die Corona-Zeit nicht als Krise, sondern als Herausforderung betrachten sollten und wie uns die »Kreativität als Waffe« nicht nur durch seelische Tiefphasen und unsichere Zeiten hindurch helfen kann, sondern uns sogar noch stärker macht.
28.08.2020
Meike Heinigk
Meike Heinigk ist schon seit ihrem Studium hinter den Kulissen der Kunst- und Kulturbranche Darmstadts tätig gewesen, koordinierte und organisierte Abläufe, um Kulturschaffenden zu ermöglichen, ihre Kreativität voll ausleben zu können.
Seit 1998 ist sie dabei für das Projekt Centralstation tätig und übernahm 2014 zusammen mit Lars Wöhler, dem Leiter des Kongresszentrum darmstadtium, die Geschäftsleitung des charismatischen Klinkergebäudes im Herzen Darmstadts. Jährlich, das heißt vor Corona, kamen hier weit über 150.000 Besucher:innen zu den mehr als 350 Veranstaltungen in der Halle, dem Saal und der Bar der Centralstation. Mit ihren Konzerten von Rock über Jazz bis Klassik sowie Vorträgen, Filmen, Theatervorstellungen oder Konzerten für Kinder, Jugendliche und Familien erfährt die Centralstation Resonanz bis weit über die Stadtgrenzen hinaus.
In ihrer Funktion als Programmchefin behält Heinigk den Überblick über das komplette Veranstaltungsgeschehen und plant eigenständig das Literatur- und Kinderprogramm, neue Formate sowie verschiedene Festivals von „Huch, ein Buch!“ über »Liebe@Darmstadt“ bis „Alles inklusive?!«. Eine ihrer Stärken ist dabei das Netzwerken. Gerne bringt sie verschiedenste Institutionen und Initiativen an einen Tisch, um Ideen zu entwickeln, Kräfte zu bündeln und die unterschiedlichen kreativen Potentiale bestmöglich zu nutzen.
Im Interview erzählt die Darmstädter Kulturmanagerin unter anderem, wie die Centralstation die letzten von Corona geprägten Monate überstanden und sich weiterentwickelt hat, gibt uns Einblick in den schwierigen Balanceact der kulturellen Programmplanung eines großen Veranstaltungs- und Konzerthauses und schafft es durch ihre Geschichten und Ideen, dass wir noch einmal ganz intensiv den Wunsch auf eine wieder unbeschwerte, freie Zeit wie früher verspüren, in der man die Nächte durchtanzen und zusammen Neues erleben konnte.
24.08.2020
Céline Grieb
Céline Grieb ist als Innenarchitektin sowie als Kulturschaffende im interdisziplinären Raum und Mitarbeiterin bei der Wissenschaftsstadt Darmstadt tätig. Dabei liegt ihr Fokus insbesondere auf dem städtischen Projekt »Entwicklung Mathildenhöhe«.
Hierzu gehört auch der OHA Osthang, der seit 2014 als experimenteller, multifunktionaler Ausstellungs- und Veranstaltungsort betrieben wird und inzwischen einen festen Platz im Herzen der Bürger:innen aller Schichten und Altersgruppen Darmstadts eingenommen hat. Der Osthang führt dabei auf neue, subkulturelle und weitergedachte Weise das kulturelle Erbe und die Leitgedanken der historischen Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe von vor über 100 Jahren fort.
Doch wie gelingt es, viele teils ganz verschiedener Ansätze und Hoffnungen für diesen Ort, seine zukünftige Nutzung und Bedeutung für die Stadt zusammen zu bringen?
Welches ganz neue Verständnis von Raum – sowohl für sich genommen als auch vor allem flexibler im gesamtstädtischen Kontext gedacht – spielt dabei eine Rolle?
Und welchen Anteil sollten ökolgische Nachhaltigkeit, umweltschonende Konzepte und Materialien daran haben?
14.08.2020
Nadja Soukup
Bühne frei für Nadja Soukup (*1974), die in Darmstadt als Schauspielerin, Dramaturgin und Co-Leiterin des »Theaterlabors INC« arbeitet. Der vielseitige, »bunte« Werdegang der ehemaligen Pianistin und Medizinerin hat sie im Laufe der Jahre immer wieder neu auf die Frage blicken lassen: »Wie funktioniert der Mensch – und warum funktioniert er so wie er funktioniert?«
Im »Nah*einander« Gespräch mit Lukas Einsele (Mitbegründer und Vorstandsmitglied von »Kultur einer Digitalstadt e.V.) erzählt die Dramaturgin von den großen Chancen und spannenden, neuen Erfahrungen bei der Arbeit mit einem mixed-abled Theaterensemble, bei dem Schauspieler:innen unterschiedlicher Generationen zusammen mit darstellenden Künstler:innen mit geistiger Behinderung auf der Bühne stehen, von seinen Herausforderungen vor und während der Corona-Krise. Der Gegenstand Maske, seine theaterhistorische und gesellschaftliche Bedeutung und die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich mit seinem Körper auszudrücken, sind dabei einige der Themen, die Soukup die letzten Wochen und Monaten über fasziniert und zu neuen Projekten inspiriert hat. Außerdem gibt die Künstlerin uns einen sehr persönlichen Einblick darin, wie Fremdenfeindlichkeit sie in ihrer Kindheit und Jugend in Österreich geprägt haben, und erzählt, welche Erfahrungen eines neuen »Ichs« und »Wirs« sie seit Beginn der Corona-Pandemie gemacht hat.
07.08.2020
Jürgen Barth
Wir freuen uns sehr, dass wir mit Jürgen Barth (*1938, Köln) als vierten Kulturschaffenden im Rahmen der »Interviews« in Darmstadt sprechen konnten – in der Stadt, in der er »sozusagen [s]eine Heimat gefunden [hat] und mit der all [s]ein Denken und Tun (…) verbunden [ist]“.
Barth ist kommunaler Aktivist, Politiker, Mitbegründer und ehemaliges Mitglied der linken Wählervereinigung »Uffbasse« (der Unabhängigen Fraktion Freier Bürger), mittlerweile wieder bei Bündnis’90/Die Grünen sowie Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins der »Bessunger Knabenschule«, einem Kulturzentrum in Darmstadt, bei dem man seit Gründung Anfang der 1980er-Jahre von Anfang an besonderen Wert darauf gelegt hat, nah am Menschen zu sein, Offenheit auszustrahlen und vor allem auch dafür einzustehen und zu tun, was man einander versprochen hat.
Im Gespräch mit Albrecht Haag (Mitbegründer und Vorstandsmitglied von »Kultur einer Digitalstadt e.V.), reflektiert Barth über seine Kindheit, Jugend und ersten beruflichen Jahre während und nach dem zweiten Weltkrieg und berichtet darüber, wie sehr die jeweiligen politischen Zeitalter, vor allem die Ära Adenauer und die gesellschaftliche und studentische Aufbruchsstimmung zu Zeiten Willy Brandts, ihn menschlich, politisch und kulturell geprägt haben. Barth erklärt, warum es gut ist, an das Gute im Menschen zu glauben und generell liebenswert zu sein, und welche Chancen im Überschreiten gesellschaftlicher Grenzen und Regelungen, im »Reiz des Illegalen« liegen.
31.07.2020
Christian Doeller
Christian Doeller (*1987) – Dritter Gesprächspartner unserer neuen Interviewserie »Nah*einander. Kunst und Digitalisierung in Zeiten der Krise«.
Der Medien- und Installationskünstler Christian Doeller ist Mitglied im kuratorischen Team des »KV – Kunstverein Leipzig« und war im Mai/ Juni 2020 Stipendiat des »Artist in Residence« Programms. von »Kultur einer Digitalstadt«.
Im Gespräch mit Barbara Struif, der Kuratorin seines Residenceprojekts, stellt Doeller seine künstlerische Arbeit vor, die an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie angesiedelt ist, und gibt uns Einblick in das Konzept und die zugrundeliegenden philosophischen Fragen seines Residenceprojekt »CYTTER.datalab«.
»CYTTER.datalab« war ein experimentelles Open Studio Projekt, in dem der Künstler u.a. Bezug auf die aktuelle Verfassung zwischenmenschlicher Beziehungen und den Einfluss digitaler Medien auf unsere Wahrnehmung nahm. Transformationen von physischen Objekten in neue, technologisch erzeugte Abbilder waren dabei der Kern des experimentellen Vorhabens.
24.07.2020
Valerie Wolf Gang
Wir freuen uns sehr, unsere ehemalige Gastkünstlerin Valerie Wolf Gang (*1990) als zweite Interviewpartnerin unserer »Zwiegespräche« präsentieren zu können. Die slowenische Multimedia- und Installationskünstlerin und unabhängige Filmemacherin trat im Frühjahr 2020 ihre Residency im Atelierhaus LEW1 im Rahmen unseres »Artist in Residence« Programms (eine Kooperation mit dem Kunstforum der TU Darmstadt und dem Festival »11. Darmstädter Tage der Fotografie«) an.
Im Rahmen von DTdF wird die Künstlerin im Herbst 2020 eine Einzelausstellung im Atelierhaus Ludwig-Engel-Weg 1 (LEW1) auf der Rosenhöhe in Darmstadt präsentieren. Im Interview mit Albrecht Haag spricht Wolf Gang u.a. über ihre Faszination für die Raumfahrttechnologie und ihr Projekt »VANISHING ACT. Body, Space, Identity«, in dem sich sich mit der Transformation ihres Körpers nach sehr schneller Gewichtsabnahme auseinandersetzt. Außerdem gibt sie uns intime Einblicke in ihre Erfahrungen und Wahrnehmung der Corona-Zeit und des Lock-Downs in Darmstadt.
17.07.2020
Carola Kärcher
Vorhang auf für Carola Kärcher (*1987, Darmstadt), freischaffende Künstlerin sowie Hand- und Schattenspielerin, die bisher vor allem in Deutschland und der Schweiz aufgetreten ist. Gemeinsam mit zehn weiteren Kunstschaffenden gründete sie zudem in Darmstadt 2016 die »Compagnie Xir«, ein Ensemble für zeitgenössische Zirkuskunst.
Als erste Interviewpartnerin von »Nah*einander« reflektiert sie im Gespräch sehr offen über die Frage, wo und wie Live-Kunst und darstellende Kunst in Zeiten der Pandemie ihr Publikum erreichen kann, was ihr trotz des »Stillstands« Antrieb verliehen hat und bringt uns die Faszination des Schattenspiels näher.